Dato: 5. oktober 1861
Fra: Friederike Serre, f. Hammerdörfer   Til: H.C. Andersen
Sprog: tysk.

Dresden den 5t Octbr. [1861]

Theurer, verehrter Freund! -

Gestern kam mir die Nachricht zu, durch Baron Christian, von dem Tode der armen Jeanina. Ich kann Ihnen nicht sagen wie sehr ich die Familie, um diesen Verlust beklage, und wie sie selbst, so begabt, so herzensgut und liebenswürdig mir leid thuet, ich kann meine Gedanken nicht davon abwenden. –

Zwey Briefe besitze ich, vom Vater und vom Sohn Collin, soll ich Beiden selbst antworten? – und sie gewißermaßen in Verlegenheit setzen wieder zu schreiben. Nein, ich trage es Ihnen auf, Beiden meine herzlichen Grüße zu geben – der Vater hat mir in Aussicht gestellt nächsten Sommer mit seiner Frau nach Dresden und Maxen zu kommen, was mir große Freude sein würde, ich träume davon Mitte May nach Copenhagen zu reisen. Es hat mich auch sehr gefreut ./. daß der junge Collin mir geschrieben, ich weiß wie sauer solche Briefe jungen Leuten angehen, und seine kleine Photografie ist sprechend ähnlich! – Sigwald ist seit 8 Tagen zurück und malt fleißig. die Gräfin wird zum Winter erwartet. -

Nachdem ich 4 Wochen meine zahlreiche Einquartirung gehabt – zogen, vom Gebirge kommend, 4 Compagnien zum Manöver, und zwar ließen sie anfragen, ob durch unsern Hof – und sie da rasten könnten? Wir ladeten sie sämm[t]lich zum Frühstück ein, jede Compagnie 160 Mann und 4 – sind über 700 Soldaten. Die ganze Nacht vorher wurde gekocht und gebacken – Strohbündel in den Scheunen und um alle Gebäude gelegt, zum sitzen – und so etablirte sich ein wahrer Biwak – es ./. [4925] war wie ein großer Ameisenhaufen auf dem Hofe! – Zuletzt waren sie so vergnügt daß sie Spiele spielten, tanz[t]en, sangen und Hurrahs riefen. In den Zeitungen folgte dafür eine dankbare Anerkennung.

Graf Sauermas sind noch in Maxen, wir waren 8 Tage in der Stadt, wo sie in einer musical. Mattinée in meinem Salon, vcr vielen Künstlern und andern Notabi1itäten spielten, und Alle ganz entzückt über ihr Spiel waren, sie wollen nächstes [Jahr?] ganz nach Dresden übersiedeln.

Leider bestätigen sich immer mehr alle schlimmen Erfahrungen über Geisenheimer, und diese Heirath ist uns darum ein Horreur! Ende des Monats wird sich wohl alles auflösen! -

Von Clara Heinke hörte ich lange ./. nichts, ich schulde ihr einen Brief aber in diesem bewegten Leben finde ich kaum ruhige Augenblicke zum Schreiben! – Der Besuch für 6 Tage der Bürde Ney hat uns viel Genuß bereitet, sie sang täglich viel und Alles was uns Freude machte, jetzt ergötzt uns das Harfenspiel der Gräfin. Denken Sie daß ich mir auch ein Sterioskop angeschafft – und in dieselbe Passion gerathen bin, kennen Sie schon die durchleuchteten Silberbilder – und die Transparents überhaupt,

Gibt es nichts über Copenhagen und Statuen dort wir könnten uns gegenseitig austauschen. Diese Gegenstände sind hier wie Sie wissen noch nicht zu finden! – Für heute noch Grüße vom ganzen Hause. Vergeßen Sie nicht dem jungen Collin meinen Gruß und Dank auszusprechen. Bald hofft von Ihnen zu hören Ihre treue Fr. Serre

[tilføjelse, p.4-5:] Mit wahrer Liebe aber kommt Gräfin Moltke zu mir, ich fühle daß ich und Sigwald die Einzigen Magnete von Dresden sind, die sie hierher ziehen, tägl. sehen wir uns, unternehmen etwas zusammen! Der Graf ist im Reichsrath gewählt. - Wehe Deutschland, wenn seine Stimme etwas gelten sollte!

Von Clara Heinke hörte ich lange nichts! –

Wie freue ich mich auf Nachrichten. Diese Weihnachten habe ich 2 Exemplare Ihrer Märchen in 1 Band verschenkt, sie existiren noch roth gebunden, illustrirt 6t Auflagevon Peterson und. Kretschmar von Teubner in Leipzig. Haben Sie ./. [4929] denn der Generalin eine Photografie von sich geschickt, sie wartet schmerzlich darauf!

Die Zeit drängt heute darum von Serre Margaret einen herzlichen Gruß, und Ihnen reicht die Hand in Liebe und Treue

Ihre Fr. Serre

Tekst fra: Niels Oxenvad (KB affoto 4923-29)