Dato: 15. februar 1863
Fra: H.C. Andersen   Til: Clara Heinke
Sprog: tysk.

Uddrag gengivet i Das Magazin für die Literatur des In- und Auslandes. 1881. pp 219-221.

Ungedruckte Reisebriefe Andersens an Eine Deutsche Freundin

Paris, den 15 Februar 1863

Theures Fräulein!

Meinen innigsten Dank für den letzten Brief, den ich in Bordeaux erhalten habe, dort bin ich geblieben 14 Tagen, es war dort wie Frühling, die Sonne warm, die veilchen blåühten, und ich war in die Oper jedesmal; Gounods Faust wurde gegeben, diese Musik spricht mir besonders an, sie hat etwas Verwandtes mit die beste deutsche Musik.

Aus Bordeaux ging es nach Angouleme, Tours, Blois, und Orleans; die alten Schl¨sser und Gebäude sind so eigenthümlich, man glaubt, jede Thurm und Erker erzählt uns Etws. – Seit ich kam über die Pyrenaen n Frankreich hinein, scheint es mir, ich bin beinahe zu Hause, nicht mehr weit ins Fremden, und doch, dort in der eigenthümliche Spanien fühlte ich mich wie von eine poetische Luft umweht, dort war für mich Alles neu, Alles wie eine Dichtung, Paris hat mich nie angesprochen, und so geht es noch heute, ich bin wie auf einem Strom und wirt fortgerissen, immer bin ich in Bewegung, Alles zu sehen, Alles kennen zu lernen, es ist bunt und reich, und wenn ich nach Miternacht, denn die Theatern dauern bis 12 Uhr, nach Hause komme, ist es mir, als häte ich den ganzen Tag in eine immer drehende, bunte Kaleidoskop geguckt, und ich habe davon nur Müdigkeit, ich bin so müde, dass ich gar nicht schlafen kann. Am liebsten reiste ich gleich nach Hause; aber Collin amüsirt sich sehr, und erwartet nach einem Monat seine Eltern und Schwester hier, darum bleibe ich. Lenore ist gewiss ausserordentlich interessant – die Theatern sprechen mir besonders an, augenblicklich ist hier Genuss auf Genuss, aber ich fühle mich nicht zu Hause, ich muss ins Familienleben, oder in die Natur sein, darum fühle ich Sehnsucht nach Dänemark und auch nach das wundervolle Süd-Spanien. Auf Gibraltar möchte ich eine ganze Monat verweilen am Meer in die halb afrikanische Natur! leider war ich dort nur vier Tagen, da ich mit dem Dampfschif, die nur einmal in die Woche ging, nach Tanger musste. Hir in Paris habe ich auch meine "spanische Reise" angefangen zu schreiben. In Paris ws es mir wieder vergönnt, Gounods Faust zu hören, auch die neue Oper kommt ein Opeium Traum vor so mährchenhaftig schön, wie ich nicht erzählen kann. Die ganze Bühne stellt ein ruhiges Meer vor, der ganze Boden ist mit einem ungeheuren Spiegelglas bedeckt, und darin sieht man Alles umgekehrt. Grosse Wasserblumen liegen auf der meeresfläche, und aus jede Blume steigen wundervolle Kinder, die durch die Luft schweben. Auf Rohren und Schilffen schaukeln Elfen und Frauen aus Mahomets Himmel. Gewiss, man kann sich in Paris amüsieren, aber für mich ist es, als ob ich immer und immer champagner trinken müsste,und darum bin ich müde davon. Ich freue mich, wenn ich meien Geburtstag in Dresden zubringen könnte. - -

Und nun, theures Fräulein, hofe ich bald ein Brieflein zu erhalten.

Ihr innig ergebener

H.C . Andersen.

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