Dato: 14. juli 1844
Fra: H.C. Andersen   Til: Carolina, Lina von Eisendecher
Sprog: tysk.

Maxen bey Dresden 14 Juli 1844.

Liebe Frau von Eisendecher!

Jeden Tag habe ich daran gedacht daß ich schreiben wollte, aber die Stunden gehen mit Sturm-Flügeln, ich bin immer so bescheftiget, immer in Geselschaft, doch heute soll und muß ich schreiben, es ist mir peinlich daß ich noch nicht meinen Danck habe dargebracht, noch nicht erzählt wie es geht auf Reisen; ich bin gar nicht nach die Harz gegangen, aus Braunschweig, wo ich viel Freundschaft und Güte empfing, ging ich ueber Halle nach Weimar, das liebe, schöne Weimar; ich war der Kansler Müller empfolen, ein gescheiter, geistreicher Greis; er lebte und wirkte für mich, die schönen Tagen, in dem, Stadt Göthes und Schillers, beym Müller traf ich Kammerherrn Boillieu, der nahm sich mich an wie ein Bruder, er wollte nicht daß ich im Gasthaus bleiben sollte, ich war sein Gast, Wohnte beim Ihnen, jeden Tag waren wir eingeladen bei Familien in der Stadt; zwei Mal war ich beym Großherzog, und da ich letzte Mal speiste da, sagte die Großherzoginn, daß ich Weimar besuchen müßte immer wenn ich kam nach Deutschland, und erinnern mußte daß ich da waren Freunde hatte; aber am besten war es beym Erbherzog Karl, der liebenswürdigste Prinz den ich kenne; er führte mich selbst herum im Garten und zeigte mich alle die Stellen, wo Göthe Schiller und Wieland am liebsten verweilte; am Taffel saß ich neben die junge Herzoginn aus Holland, sie war so gut, so mild, ich erzählte Märchen, der Erbherzog laß vor, wir gingen im Dorf zur Bauerntanz, 0, es war ein schönen Traum; ich war ganz weemüthig da ich fuhr aus Weimar. Der Lieber Boillieu, er war so liebenswürdig, gut und heiter, vom ganzen Herz bin ich ihm hingegeben!

Der alte Müller führte mich in die Fürstengruft, wir besuchte Tiefurth, alle schönen Stellen und Orten og mit die besten und interessantesten Leuten verlebte ich die 8 Tage. »Ich hoffe, es kommt eine Zeit«, sagte der Erbherzog beym Abschied, »da ich zeigen kann, wie lieb Sie sind mir geworden!« 0, er ist auch mich lieb, lieb wie ein Bruder, leider dessen ist er - ein Fürst. /

Ueber Altenburg kam ich nach Dresden; der Theater Intendant hat mich gleich eingeladet, jeden Abend die Directions Loge zu beziehen, ich bin aufgenommen in so eine Mänge Geselschaften, bey Baroninn von Decken, Brunow, Gräfinn Hahn-Hahn & & daß der Zeit braußt hin! Vorige Woche kam der junge Baron von Bomieu aus Tharandt nach Dresden, der Bruder in Weimar hatte geschrieben daß ich da war, ich ginge mit nach Tharand und verweilte drei Tage in die Gebirge, machte viele neue Bekanntschaften, fand so wahre Gastfreiheit und Freundlichkeit, daß diese ganze Reise bleibt mir ein tröstender Beweis daß ich habe Anerkennung in Deutschland, wie nie im Vaterlande. /

Jetz bin ich wieder auf dem Lande, beym Majorn von Serre in Maxen beyrn Dresden, es ist ein schönes Gutt, und jeden Tag viele Fremden. »Nur ein Geiger« hat ein so tiefes Eindruck gemacht auf die Frau von Serre, daß sie versprach, beym Lesen, sie wollte ein armes Kind, der musikalisches Talent hatte, annehmen; zwei Tage nachher, hörte sie, daß da im Dorfe waren zwei arme Knaben, die sehr schön Violin spielten, sie nahm sich beide an, des Geigers wegen, der ältste ist schon angestellt im Conservatorium in Leipzig, der jüngere lebt hier im Hauß, und wird genannt »der Geiger«, er hat mich forgespielt und zeigt eine ware Genie! es ist Freude darum, das meine Buch so etwas Gutes hervor gerufen zu haben!

Verstehen Sie das Brief, es ist erste mahl das ich schreibe an Ihnen, ohne erst eine Aufsatz im Dänisch zu haben, ich schreibe dieses augenblichlieh auf der Papier; mit das Sprechen geht es ganz gut, alle Leute verstehen sehr gut meines Kauderwelsches!

Aus Kopenhagen habe ich mehrere Briefe, Collins sind sehr froh daß ich zufrieden und glücklich bin, daß ich eine so herzliche Aufnahme finde. Von Maxen gehe ich nach Dresden und Leipzig und dann nach Berlin; der 3 August geht das Dampschif von Stettin nach Kopenhagen, und dann ist es meine Absicht mitzureisen; wenn Sie wollen und können, dann war es noch möchlig, daß ich eine Brief aus Oldenburg in Berlin post restante finden können. Es bleibt immer Regen und schlechtes Wetter aber daß thut gar nichts, ich finde Sonnenschein in die Augen, Sommer in die Herzen, und Alles blüht und duftet wo mann ist zufrieden, und ich bin so froh wie ich nicht war mehre Jahren, in der Heimath will es kühler werden, aber ich habe Sonnenschein eingeschlürf für mehre Monathen und, will Gott, komme ich nächsten Sommer nach meine schöne Deutschland. Gott weis wie mich Berlin ansprechen will, Alle sagen es ist eine Wüste, doch in der Wüste sind ja die schönen Oasen und auch die Diamanten, ich will sie finden. /

Grüßen Sie doch innig und herzlich der lieben Her von Eisendecher und auch meine kleinen Freund, der Sohn im Hause, nächste Sommer, ich hoffe es wohl, komme ich wieder; Bringen Sie auch ein Strauß von Grüßen nach Bremen, für die zwei Swestern, die Freundinnen, für der Bruder mit sein hübsche Braut, und danken Sie ihm für der kleine Brief der er den letzten Morgen in Braunschweig an mich geschrieben hätte. Ich habe auf diese Reise so vieles Gutes genossen, so viele edle Menschen kennen gelernt, das es mir immer für die Ohren klingen was ich in der Mulatte geschrieben hat und in Deutsch so klingt:

Menschen gibt's, mit denen leben Wir beisammen jahrelang; Sie zu Freunden zu erheben Treibt uns nie des Herzens Drang. Andre - kaum erblickt, gesehen, Konnten wir uns schon verstehen, Uns erkennen, Freundschaft wand Um uns rasch ein dauern Band.

Aber jetzt Leben Sie wohl und schreiben Sie bald, und nicht so kurz! Grüßen Sie auch der guten Kobbe und Mayer, immer

Ihr aufrichtige, von ganzen Herzen

ergebener

H. C. Andersen

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