Dato: 14. februar 1845
Fra: Carolina, Lina von Eisendecher   Til: H.C. Andersen
Sprog: tysk.

Oldenburg den 14 Februar 1845.

Ihr langes Stillschweigen, lieber Andersen, fängt an mich zu beunruhigen, sollten Sie krank sein? ich bin wahrhaftig ganz, in Sorge um Sie, und deshalb 4ürfen Sie sich auch nicht wundern diesen Brief von mir zu bekommen, und bitte bitte, wenn Sie irgend können so antworten Sie gleich, wenn auch nur flüchtig. Wenn man Jemand so von ganzem Herzen lieb hat, wie mein Mann und ich Sie, so kann man gar nicht so lange ohne Nachrichten zu, nicht wahr, Sie lassen uns so lange nicht wieder warten? Ich bin so begierig von Ihnen zu hören, von Ihren Plänen für den Sommer, vor allem ob Sie zu uns kommen, bis zum August reise ich wohl keinesfalls, und welch eine Freude Sie uns daher durch einen je länger je beßeren Besuch machen würden brauche ich Ihnen wohl nicht zu sagen. /

Einen lieben Freund werden Sie wenn Sie kommen wohl nicht mehr finden, Theodor Kobbe ist sehr krank, man glaubt kaum daß er noch einige Wochen leben kann, er weiß daß er sterben muß, spricht aber von seinem Ende mit der größten Ruhe' und auch da verläugnet sich der Humorist nicht. Ich habe Kobbe lange nicht gesehn, mein Mann findet ihn aber sehr verändert. Es ist doch traurig so im kräftigsten Mannesalter scheiden zu müssen, hat die Welt Kobbe auch nicht viel Freuden geboten, so hinterläßt er viele warme Freunde, die seinen Tod heiß beweinen werden. /

Sehr sehr viel Grüße habe ich auch für Sie von Herr von Beaulieu aus Weimar, er war zum Weihnachtsfest hier bei seinen Eltern, aber auch er war in Unruhe über Ihr Stillschweigen. Recht viel hat Beaulieu mir noch von Ihren Besuch in Weimar erzählt, und wie Sie dort alle Herzen für sich eingenommen, wenn es mir nun auch nichts Neues war, so freute es mich doch unendlich, denn ich höre nichts lieber, als Lob von Menschen die mir lieb sind. Auch in Weimar rechnet man zuversichtlich auf Ihren Besuch diesen Sommer. /

Wie geht es denn mit Ihren Arbeiten? Ist der versprochene Roman bald fertig? ich denke so viel daran und freue mich sogar sehr darauf. Endlich habe ich auch Ihre neuen Märchen, aber mein Liebling »oIe luk oi« fehlt noch, ich hoffe es kommt im zweiten Bande. Aber wie steht es denn mit dem Ahasver? Ist er im Dänischen heraus? Auf eine Uebersetzung ist wohl so bald nicht zu rechnen, und vor allem auf ein gute. Herr von Beaulieu war auch noch ganz trostlos über Ihren Mulatten, er fand so wie ich das Stück so sehr interessant und schön, und. bedauerte daher auch doppelt die mangelhafte Uebersetzung. Was sagen Sie denn zu den glänzenden Erfolgen der Jenny Lind in Deutschland, man ist wirklich außer sich, und hält sie unbedingt für die erste lebende Sängerin. Man sagt sie ginge im Sommer nach England, wie schade daß Deutschland sie so wenig gesehn. - Freund Wedderkop (der diesen Brief einlegt) werden Sie zum Sommer in Dänemark sehn, er will mit seiner Frau nach Schweden; seine »Reisebilder aus dem Norden« haben leider kein großes Glück gemacht, er thut mir leid, denn er hat hier so mit ganzer Seele gearbeitet. Aber ich glaube wenn das Buch gefallen soll muß man nothwendig den Schriftsteller kennen lernen. Hören Sie denn in Dänemark auch von uns ern politischen und religiösen Wirren? Prutz hat mit seiner »politischen Wochenstube« ein entsetzliches Aufsehn gemacht. Aber es is.t doch schlimm daß er es geschrieben, denn schwerlich wird die Sache gut für ihn ablaufen.

Für heute muß es genug sein liebster Andersen, aber bitte bitte endigen Sie bald meine Unruhe und schreiben Sie, ich sehne mich zu sehr nach Nachrichten. Mein Mann schickt Ihnen viel tausend Grüße.

Ihre Ihnen herzlich zugethane Lina von Eisendecher.

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