Dato: 5. marts 1845
Fra: H.C. Andersen   Til: Carolina, Lina von Eisendecher
Sprog: tysk.

Kopenhagen 5 Marts 1845

Lieber Frau von Eisendecher!

Endlich ein Brief! 0 ich hab so mit Sehnsuch erwartet, denn. ich war der letzte der hatte geschrieben, und mein Sinn war nachher so für daß Dichten das ich nicht recht Briefe schreiben' konnte! Ja jeden Tag habe ich an das Brief-Schreiben gedacht; aber eine ganze Reihe Mährchen strömte in meine Seele hinein, ich war wie leidend, bis ich sie auf das Papier hatte, aber immer war meine Gedanke - ich darf es sagen - einige Minut ten täglich bei die lieben Freunde im Auslande. Mehrere Mährchen sind schon iin Dänisch zur Weinachten herausgekommen, am besten ist vieleich die Schneeköniginn gelungen, da sind auch: Tannenbaum. - Erlenhügel - die rothe Schue drei jungen Herren & - Außerdem habe ich eine neue Operntext geschrieben: Der Nöcken, worin die schwedische Königinn Christine auftretet. Meine Drama die Glücksblume ist schon fünf Mahl mit starker Beifall ueber die Bühne gegangen, ja beim die zwei erste Vorstellungen waren alle Billetten ver kauft. Der Schauspieler Holst giebt die Hauptrolle und hat wegen seiner Portrait-Äehnlichkeit mit dem verstorbenen Dichter Ewald dessen Person er vorstellt, viel Entusiasme erregt!

Aber, leider, ich fühle es, Sie verstehen kaum dieses Brief, ich habe zwei Monaten kein deutsches Wort geschrieben oder gesprochen, ich kann nicht in die fremden Ausdrücke herum klettern; viele Stellen wollen dunkel stehen, nicht wahr? Es ist so kallt bei uns, immer 10 bis 14 Grade, sonst schönen Sonnenschein; das Sund, zwischen Kopenhagen und Sweden ist eine Eisfelde geworden, jeden Tag kommen Schweden, Männer und Frauen, sogar Kinder hieher, und die Reise ist weit vier deutsche Meile; die Leute kommen zu Fuß oder auf Slitten, das Meer ist eine lebendige Landstraße geworden, bis ohngefähr eine StUnde weit von Kopenhagenhinaus, stehen Zelte, wehen Flagge, ist Alles Leben und weben. Gestern kam sogar eine Omnibus von Schweden mit 22 Leute, die hier daß Theater besuchen wollen. Beym Helsingör, dehnt sich daß Sund nur eine Meile und da geht es noch mehr lebendig, letzte Sonntag kam von Schweden 2500 und von Helsingör nach Schweden 2000. Der Eis ist nahe bei 1 1/2 Elle dich! - Auf das groß Bellt geht es nicht so gut mit das Hinüberfahren; es ist nur drei Meile zwischen die Küste und doch dauert die Ueberfahrt bisweilen mehrere Wochen, die Reisenden müssen mitten im Bellt auf das kleine Insel Sprogö, Wochen verweilen; ein Freund von mir war 48 Stunden auf das ofne Meer, die Kähne waren auf eine große Eisstück hinauf gezogen; und d. Eisstück trieb für d. Strom weit im Kattegat hinaus. So steht es bei uns! Gott weis wie lange dieses Brief auf Sprogö verweilen' soll. /

Ich sehne nach den Sommer, nach das Besuch im Oldenburg, aber ich fürchte künftige Sommer komme ich nicht dahin; im Monath Juli soll das Monument für der verstorbene König Frederik VI entschleiert werden, es ist in Skanderborg inJytland; die Kommitee hat mich zwischen die Dichtern auserwählt daß ich die Einweihungs Kantate schreiben soll, ich bin eingeladen, und muß dahin; am Anfang September ist es der Herzog von Augustenborg Silberne-Hochzeit, der Herzog hat mich eingeladen, der König kömmt und es wird schön sein, da bin ich im September, aber, wenn der gute Gott es will, gehe ich künftige Winter nach Deutschland und dann erst nach Oldenburg, ich wollt ein Sommer in Italien und Spanien verweilen, und es kann möglich sein daß 1846 war die glückliche; doch ich weiß noch nicht wie Alles geht.

Ich habe durch den Herrn Reutscher in Berlin die erste Samlung seiner Uebersetzung meiner Mährchen (Gesamt-Ausgabe) an Ihnen geschickt, ich habe den Buchhändler Kittler in . Hamburg uehertragen, daß er Ihnen die poetische (schlechte) Uebersetzung schicken sollen; nach Ihre Brief scheint es nicht so, daß die Kittlersche Ausgabe ist gekommen, darin steht ale Luköie; Bitte, Bitte, schreiben Sie mir doch welche MährchenAusgabe ist in Ihre Händen. /

Sagen Sie mir, kennen Sie ein gewisser Herr Boas, er hat in »Gränzbothen« ueber die dänische Literatur geschrieben; nachher hat er in »Skandinawien«, das Nehmliche herausgegeben, das Buch macht in Kopenhagen ein Art von Aufsehen, durch die Skandale; Hr. Boas war in Schweden und Dänemark, da ich für zwei Jahre kam aus Paris nach aIdenburg, er hat, wie es scheint, in Kopenhagen nur Bekanntschaft gemacht mit den Holst und seine Clique, und es bedauert mich für Holst, der ist ein gutmüthiger Mann, aber jetzt sieht es aus, als ob Hr Boas alle seinen Geschichten und Urtheile ueber die dänische Literatur hat von ihren, Hr Holst hatt durch die Zeitung »Das Vaterland«, erklärt er hat keine Theilnahme in die lügenhaftige, skandaleuse Schilderung des Boas ueber dänische Dichtern und Literatur; Hr Holst hat einmahl des Abends, den Herrn Boas eingeladen, da war, so wie Freunde unter sich, ueber die Poeten und die Literatur gesprochen, es war ein lustiger Abend, sagt er, und da hat der Boas, Alles und noch mehr dummes Zeug, zu Hauß, niedergeschrieben. /

Alle Stimmen sind hier gegen Boas, und wenn er einmahl nach Dänemark wiederkommt, will er ganz einsam herum gehen, den er steht in uebeln Ruf, seine dänischen Literatur Geschichte wegen. Christi an Winther und ich, wir sind am slimsten von der Boas besudelt, er hat so gar Lüge nieder geschrieben. Sagen Sie mir wie klingt der Nahme Boas in Deutschland, was glaubt mann im algemeinen ueber das Buch, hier in Köpenhagen ist ein sehr humoristisches Kritik ueber das Buch erschienen und der arme Holst, der bey Boas steht als der erste Dichter in Dänemark ist in uebler Laune durch die Apotheose dieses, wie man nennt in hier: »Boas constric tor«. Al[les] kleinstädtisches Wischewasche von Cameraderi, hat er, als Wahrheit in seine »Dänische Literaturgeschichte« auf genommen, und nur als Mährchen-Erzähler habe ich Gna de gefunden, sonst stehe ich in Äusern, als »unschön Mensch« und »Eitel ueber alle Maßen« dargestellt.

Heute habe ich durch die Zeitungen gehört, daß Theodor Kobbe ist gestorben, wie früh! - er hatt mich den Kirckhoff gezeigt, da ich war in Oldenburg; jetz kann ich ihm nur da finden. Vom Erbgroßherzog von Weimar habe ich immer schöne, liebevolle Briefen, er hat mich eingeladen nach Etters burg und Eisenach, aber, wie gesagt, im Sommer bleibe ich wohl zu Hauß. Zur Weinachten bekamm ich aus Braun schweig ein sehr schönes Gedicht wegen die Kindermährchen, die Hahn-Hahn hat auch geschrieben, sie stellen die Mährchen ueber Alles, so geht es auch in Dänemark, ich habe ein wahre Erkennung errungen, und bin froh und zufrieden. Der Mulatte, die Ueberzetzsung Petit, habe ich gelesen, die ist für keine Scene brauchbar, die schönsten Stellen sind ganz und gar weggeschnitten und die Duft ist hin; der lebendige Wald steht versteinert.

Grüßen Sie tausendmahl der liebe, edle Herr Gemal, sagen Sie ihm er ist mich so lieb, ich habe Verdruß dar an, daß ich nicht letzte Sommer kam, nach Oldenburg, aber ich bin immer so eilig auf Reisen! - Grüßen Sie der Bruder in Bremen, er und die junge, hübsche Frau, stehen immer mich für Augen, wenn ich denke an Braunschweig; die Freundinn in Bremen schicke ich auch ein Strauß von Grüßen, ich hoffe wohl wir sehen uns wieder. Wie lebt der »junge Herr«, mein kleine Freund mit die Engel-diche Wangen? Hier ist, im Dänisch, ein Brief für den Kammerherrn Wederkop, darf ich es empfielen. Bitte, schreiben Sie doch jetz bald nach dem Empfingen dieses und dann kein Setelehen wie das letzte Brief, aber ausführlich, sagen Sie mir auch wie viel Sie verstanden hat von dieses Brief!

Ihr inniger ergebener

H. C. Andersen.

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