Dato: 19. oktober 1845
Fra: H.C. Andersen   Til: Carolina, Lina von Eisendecher
Sprog: tysk.

Kopenhagen 19 October 1845,

Liebe Frau von Eisendecher!

Voriges Jahr war es meine Bestimmung, daß ich nach Stockholm gehen wollte, aber zur guterletz wollte ich nach Oldenburg, ich stand schon auf dem Dampschiffe, und der Bedienter Collins, kamm mit einem Briefe vom Auslande, es war Ihr lieber Brief, aber mit der traurigen Nachricht, daß Sie nach Bremen gehen mußten, der Vater war krank, und ich konnte nicht aufgenommen werden. Es war traurig, - wir sahen uns doch, leider nur zwei Tage. Jetzt wollte ich wieder ins Auslande; von Augustenburg sollte es nach Oldenburg gehen und dann nach Italien, Spanien etc - und grade in den letzten Tagen, da ich die Abreise arangirte, empfing ich Euren letzte Brief, daß der lieber Hr von Eisendecher mußte nach Griechenland mit dem Großherzog, und alle meine schönen Pläne waren wieder zertrümmert; ich war ganß und gar traurig, denn sehen wir uns nicht diesen Herbst kann es mit dem Sommertreffen sehr lange dauern; - nach langem Wanken beschloß ich daß ich die ganze Reise aufschieben wollte, ich habe meine Entschuldungauf Augustenburg gemacht, ich bin gar nicht dahin gegangen, , ich bin in Kopenhagen geblieben, ich habe ein Paar Wochen täglich mein gute, schwesterlich gesinnte Jenny Lind gesehen, gesprochen; die Zeit ist schnell dahin geflogen, Sie geht nach Berlin Morgen und ich - nach Oldenburg, denn die Zeitungen erzählen, daß der Großherzog kommt nach Oldenburg d: 18 October; da ist mein edler Freund, euer lieber Gemahl wieder in der Heimath, wir sehen uns, und neue Mährchen und neue Lieder blühen im Gartenstraßenhaus. Ein schönes Bild von dem Haus habe ich jetz in meinem Album, der gute Jerndorff hatt mich freundlich beschenckt, grüßen Sie Ihm auf das Innigste.

Es ist mein Plan, daß ich Anfang November über Fühnen, durch die Herzogthümer nach Oldenburg gehe, ich komme glaube ich wohl, Mitten November, abcr ich schreibe aus Hamburg Genaues. - Wenn sie, liebe Freundinn mir recht gut und freundlich sein wollen, dann schreiben Sie augenblicklich nach dem Empfang dieses Briefes, und sagen Sie mir die liebliche Nachricht daß Euer Gemal ist wieder zu Hause, und das Zimmer nach dem Storchennest wartet auf den Freund. Der Brief geht nach Kopenhagen, wie gewöhnlich, adressirt an ColIin, ich hoffe er kommt am Ende October oder zeitig genug, daß ich ihn in Fühnen empfangen kann; Collin weis immer wo ich bin! 0 schreiben Sie bald! - Grüßen Sie innig und stark den lieben Hern von Eisendecher, auch den kleinen Freund, den Stammherrn vom Hauß !

0, ich freue mich wie ein Kind, Sie und Alle wiederzusehen, ich sehne mich da nach! Schöne Kunde höre ich aus Griechenland, 0 wie heimisch soll es werden, ein Paar Wochen, nicht wahr?

Aus England habe ich schöne Nachricht, alle meine Schriften sind in guten Uebersetzungen, einzeln von die Romane so gar in drey verschiedene, herausgekommen, und mit Ruhm und Freude aufgenommen! ich habe einen Glücksstern, der alte, liebe Gott ist mir gar zu gut, er giebt immer mehr und mehr, ich werde ganz verwöhnt; in allen meinen Geschäften, Leben und Treiben strömt jetz Freude und Sonnenschein; 0 das Leben ist so schön, die Menschen sind so gut, ich liebe die Welt und fliege -jetz hinaus in die große Heimath; nach drei, vier Wochen sehen wir uns in Oldenburg, aber Sie schreiben bald nach Kopenhagen. Lebe wohl, Gruß und Freude!

Ihr und Ihres lieben Hrn Gemahls

Inniger treuer Freund

H. C. Andersen.

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