Dato: 14. april 1847
Fra: H.C. Andersen   Til: Carolina, Lina von Eisendecher
Sprog: tysk.

Kopenhagen 14 April 1847.

Liebe Frau von Eisendecher!

ich habe lange nicht geschrieben! es ist dum mit dem Aufschieben; heute muß ein Brieflein fort, ich denke so lebhaft an Oldenburg, an Gartenstraße. Ich habe im Dänischen fünf neue Mährchen geschrieben, ein von diesem: kleine Tuk, wird von Vielen sehr beliebt und Sie wissen an wen ich gedacht habe, es ist der kleine Tuck mit seiner Schwester Gustave, das kleine mit den blauen Augen und den gelben Locken; meine kleine oldenburger Freunde leben in das Mährchen, aber die Mutter verzeige, ich habe die Kleinen ganz und gar zur Dänen gemacht; eben das Mährchen ist so echt dänisch wie vielleicht keinen andern, und doch stehen Tuck und Gustave wie sie in Gartenstraße stehen und gehen. Sehen Sie liebe Frau von Eisendecher, das ist der Lohn der Gastfreiheit! ich stehle die Kinder und machen sie zu Kopenhagenern! ja, ja! - aber die guten Herzen und die blauen Augen sind geblieben; Tuk heiß auch Kar!. Ja es ist ein ganz hübsches Mährchen! Die deutsche Uebersetzung davon, glaube ich kaum kommt in die Ausgabe der Mährchen, da es zu spät nach Leipzig abgeschickt ist, aber dann finden sie es in: aus meiner Mappe. Viele Noten habe ich dazu geschrieben, damit die Deutschen es verstehen können. Grüßen Sie Tuch und Gustave! Bald bekommen Sie, O.T., Mährchen und Bilderbuch in die Gesammt Ausgabe! auch für Seiner Königliche Hoheit der Großherzog folgen die künftige Bände.

In Magazin des Auslandes steht eine Lobrede über das Mährchen meines Lebens, auch in Dänemark hat das Buch eine freundliche Aufnahme gefunden. Der König, die Königinn, alle meine Landsleute sindmir so auserordenlich gut. Ich bin so glücklich im lieben Vaterlande. Im Studentenverein, wo ÖWenschläger auch bisweilen seine Arbeiten gelesen habe, laß ich auch neulich meine neusten Mährchen,und es war ein intelligentes, dankbares Publicum, ich hatte außordenlich viel Freude davon; die jungen Studenten scheint es, sind Alle für mich. Ich bin auf die Wellen jetzt zuhause! ach es ist so schön! ich wünsche, daß Alles so noch zwei Jahre dauern konnte, daß ich etwas recht Tüchtiges leisten konnte, und dann schnel in die große Ewigkeit hineinzufliegen. Sie nennen solche Gedanken krank zu sein, und ich bin es, ich habe eine U muhe, eine Sehnsuch, ich weiß kaum, ich muß wieder in die Wellt hinaus.!

Ich denke im Anfang Mai aufs Land zu gehen, um recht stille zu ruhen, wenn es möglich ist und dann stärker und muthig vorwärts nach London. (Schicken Sie die Briefe, bis weiter, an Collin in Kopenhagen;) ich gehe erst nach Fühnen, bei Graf Moltke, und dann über Kiel und Hamburg nach Oldenburg; am Ende Mai komme ich, wenn Sie und der lieben Hr Hoffrath mir, 14 Tagen, haben wollen. Schreiben Sie mir bald ob sie zuhause sein! ich gehe dann über Holland og Belgien nach London. Wenn ich denke daran fühle ich Reise-Sehnsucht; die Frühlings Luft geht mir durch die Glieder ich muß hinaus, und doch ist Alles gut und schön zu Hause, nie war es früher so !

Meinen Geburtstag, den zweiten April, habe ich recht genoßen, ich bin, bisweilen noch ein Kind. Schöne Blumen, Bilder, Sameths Kissen, Nähesachen habe ich bekommen; meine Mittag war bei Coliins, ein Lied wurde gesungen, ich habe viele freundlich Gesichter gesehn; auch der König hat in mein Album geschrieben und es war datirt den zweiten April. - Ach, wenn ich nicht bald so viel Glück im Leben, verlieren muß? An Alexander und Edmund Beaulieu habe ich geschrieben!

An Alexander versprach mir, daß ich wieder ein Brief von ihm haben sollte, wenn er das »Mährchen meines Lebens« gelesen hatte. Grüßen Sie innig die lieben beyde, auch die Eltern! Carl Beaulieus Verlobung hat mich außerordenlich gefreut. Wie gehts Mosen und Mayer? Wie stehts in Bremen? Grüßen Sie auf das Innigste die Eltern, d: Bruder, d: Freundinnen; - Bald bekomme ich Brief, ein schöner Brief. Nicht wahr.

Ihre innigergebener, dankbarer

H. C. Andersen.

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