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Dato: 3. januar 1848
Fra: Carolina, Lina von Eisendecher   Til: H.C. Andersen
Sprog: tysk.

Oldenburg den 3 Januar 48

Sie können sich denken, lieber guter Andersen, wie wir uns gefreut, endlich einmal wieder von Ihnen zu hören, diesmal hatten Sie doch ein bischen gar zu lange warten lassen; und wenn man auch nicht dazu gestimmt ist, seine Freunde sollte man doch eigendfch nicht so lange ohne Nachrichten lassen, denn glauben Sie daß wir uns nicht recht sehr Ihrethalben geängstigt haben? ich dachte immer Sie müßten krank sein, und hätte fast an die Familie Collin geschrieben, um doch nur von Ihnen zu wissen. Gottlob war nun aber die Furcht des körperlichen Krankseins ungegründet, mit dem Geiste scheint es mir indessen etwas trüber bestellt; Ihr Brief machte mir in dieser Beziehung einen recht trüben Eindruck. Sollte man nun nicht glauben,Sie, ein so bevorzugter Sterblicher, müßten vollkommen glücklich sein, und da die ewige Sehnsucht, nach etwas was noch erreicht sein mögte.

Wenn dies Gefühl, Ihnen Kraft zu neuen Werken giebt, ist es ganz gut, aber es darf Sie nicht traurig und schwermüthig machen, denn dann können Sie ja unmöglich etwas leisten. Nur mit freier Seele, können wir unsere geistigen Kräfte ebenmäßig brauchen, ich denke mir Ihre ganze Stimmung war eine Folge der zu aufregenden englischen Reise, die auf ein so reizbares Nervensystem wie das Ihrige nicht anders wie abspannend wirken konnte. Von ganzer Seele hoffe ich daß mein Brief, Sie lieber Freund wieder in heiterer Stimmung trifft, wozu ja auch schon der Anfang mit Ihren Märchen für England gemacht war.

Ihre Gesammt Ausgabe ist wie ich höre ganz heraus, doch haben der Großherzog und ich erst 12 Bände. Lorck wird wahrscheinlich den Schluß auf einmal schicken, wie Sie mich durch dies Geschenk erfreuen brauche ich Ihnen wohl kaum zu sagen, den herzlichsten Dank dafür, auch dem Großherzog ist es ein lieber Besitz. Die Herrschaften erkundigen sich immer sehr theilnehmend nach Ihrem Ergehn, aber freilig konnte ich recht lange wenig darauf erwiedern.

Der Tod des liebenswürdigen unvergeßlichen Jerndorf hat hier in mancher Beziehung eine wahre Lücke gemacht, bei einem höchst anspruchslosen angenehmen Wesen hatte er wahre tiefe Begeisterung für Alles Schöne und Edle. Die arme Frau bleibt in höchst traurigen Umständen zurück, zum FrÜhjahr kehrt sie nach Koppenhagen zurück, wenn doch der König dort etwas für sie thäte, unser Großherzog hat sich sehr gütig gegen sie bezeigt, aber natürlich allein kann er ihr nicht vollkommen helfen. /

Von Edmund Beaulieu werden Sie wohl bald direckt hören, ich theilte ihm aus Ihrem Brief mit, er scheint jetzt von gewißen Herzenszuständen vollkommen genesen, was sicher ein Vortheil ist. Alex ist in Weimar bei Carl, und läßt sich dort von allen Damen verziehn, er ist ein unbeschreiblich liebenswürdiger Mensch dem ich von Herzen die glücklichste Zukunft wünschte, doch kann man ihm der Sorge um die Gesundheit nicht los werden, jetz ist er indeßen sehr wohl. Daß er mit uns im Herbst eine schöne Reise machte schrieb ich Ihnen glaube ich schon, wir haben da unvergeßlich schöne Tage mit einander verlebt, daß. auch Sie gar oft der Gegenstand unseres Gesprächs waren, können Sie glauben. /

Seit einigen Tagen oder vielmehr Wochen weilt auch Fanny Lewald in unserer Stadt, natürlich Stahrs willen, der mit ihr eine geistige Ehe einzugehn gedenkt, ich lernte sie kennen, und muß sagen daß der Eindruck den sie macht, ein ganz angenehmer ist. Sie hat etwas gescheutes, ehrliches, gemüthvolles, und dabei doch weibliches. Wäre ihre Stellung hier nicht durch ihr Verhältniß zu Stahr ein etwas Sonderbares, so würde ich sie recht gerne öfters sehn. Sie erzählte mir neulig daß Sie ihr in Rom meinen Namen genannt hätten. /

Allen Ihren hiesigen Bekannten geht es gut, und Alle schikken die herzlichsten Grüße für Sie, in Bremen ist auch Gottlob Alles wohl und gesund; eine gewiße Dame, der Sie nicht die mindeste Beachtung schenken, bekümmerte sich sehr um das Ausbleiben Ihrer Briefe. Das Schwestergen läßt auch herzlich grüßen, die ältere desselben war sehr krank. Von Mosen lauten die Nachrichten etwas günstiger, doch ist er noch immer in seiner Kaltwasser Anstalt, und wird auch schwerlich vor Frühjahr hierher zurück kehren. Mein Mann und die Kinder lassen Ihnen die allerherzlichsten Grüße sagen. Nun leben Sie recht wohl lieber Freund, und lassen Sie nicht wieder so lange auf Antwort warten!

Zum neuen Jahr sende ich Ihnen ein ganzes Bündel von Wünschen.

Herzlich

Lina v. Eisendecher.

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