Dato: 14. januar 1848
Fra: H.C. Andersen   Til: Carolina, Lina von Eisendecher
Sprog: tysk.

Kopenhagen 14 Januar 1848.

Liebe Frau von Eisendecher!

es war herzlich und schön daß Sie mir so bald geschrieben haben, ich hätte es nicht verdient; jetzt schreibe ich auch gleich, dennoch bekommen Sie diesen Brief spät, denn die Inseln sind jetzt durch Treibeis abgeschlossen, die Posten gehen und kommen sehr unregelmessig. - Meinen herzlichsten, meinen besten Neujahrs Gruß, an Sie, an den Herrn Hofrath und die lieben Kinder. Erzählen Sie Carl, daß ein neues englisches Mährchenbuch heiß »the dream of little Tuk«, und wie ich höre, ist ein Bild dazu; sobald ich habe das Buch soll ich dasselbe gleich nach Oldenburg schicken, ich treffe wohl einen Stork oder ein Schwalbe der weiß wo Gartenstraße ist und kennt alle die Kinder dort.

Ich bin Weinachten auf dem Lande, bei der Finantzminister Moltke gewesen, die Tagen vergingen mit Bälle, Jagd, Komedie und Spielen; es war, wie immer wundervoll auf dem Lande, Schnee, Tannen und Sonnenschein. Hier in der Stadt hängt der Nebel über Häuser und Straßen! - Ünsere liebe, gute König ist krank, ich bin sehr ängstlich deswegen, Gott erhalte ihn! Sonst ist Alles gut, und bald, hoffe ich kommt der Frühling, obschon ich bin weit zurück noch mit der neue Romane; in dem letzten Monath habe ich gar nicht an die schreiben können, und jetzt genirt mich ungeheur ein neues Mährchen: »Die sieben Todessünde«, es will heraus. Ahasverus ist in Dänemark mit sehr viel Hochachtung aufgenommen, ja Heiberg hat mich ein Visitte gemacht und erzählt wie diese Dichtung ihm interessirten und daß er wünschte ich möchte einen zweiten Theil, bis unsere Zeit, ausarbeiten. /

Jetzt bin ich sehr begierig, wie diese Dichtung in Deutsch land aufgenommen wird. Die Form ist nicht so abgerundet und klar wie im Original, aber die Ideen sind da. Schreiben Sie mir doch etwas über Ahasverus, über die dramatischen Sachen und die drei kleinen Bände Gedichte, Alles ist für Sie und den Herrn Hofrath neu; glauben Sie nicht, daß der Mulatte nach dieser neuen Uebersetzung auf die oldenburger Bühne gebracht werden können, wenn Sie denken, wie ich, da nehmen Sie die Sache an. Edmund Beaullieu, hoffe ich, hat auch die letzten Bände gelesen, und wenn er darinn etwas Neues und Gutes gefunden habe, dann schreibt er an mich, sagen Sie dem lieben guten Edmund dieses! seine Eltern sind wohl? nicht wahr? Ich schreibe heute nach Weimar und schicke einen Gruß an den verzogenen Alexander! es freut mich sehr es geht ihm wohl und er ist in der brüderlichen Heimath.

Jenny Lind ist mit außerordenlich Jubel in Stockholm aufgenommen; ein einzeln Parquet-Billet steigt bis 54 preußischen Thaler, sie singt zweimal in der Woche und bekommt ein Drittel der ganzen Einnahmen, aber diese ist für eine Jenny Lind-Stiftung bestimmt, wo junge tugendhaftige Mädchen, begabt mit Talent für Gesang und Theater, erzogen werden sollen. /

Die Bremer, höre ich, arbeitet auf eine neue Roman; es wird gesagt daß »Gade«, der Kapelmeister in Leipzig, geht nach Stockholm. Bey uns in Kopenhagen ist die Literatur sehr im Leben. Herz hat ein neues Drama Ninon d'Enclos, Holst ein Volkskomedie, »Der letzte Tallotteri-Kollecteur, 1947«, Oehlenschläger eine isländische Tragedie, Paludan Müller ein Gedicht» Adam Homo«; Carit Etlar, eine Mährchen-Samlung, »Singebok« und eine Anonym ein Roman »von der Straße« geschrieben, auch mehrere neue Sachen, die ich nicht gelesen habe, zum Beispiel, ein Mährchen-Sam.lung, geschrieben in meiner Art, und ein Mährchen Drama: Der Hausirer. Rung hat für Herz eine neue Oper komponirt, und Löwenschiold in Musik gesetz K?>tzebues alte »Feuerprobe«, so Sie sehen Alles' geht gut im Gesang und Klang; /

Wenn wir nur Frühling hätte und Sonnenschein! schicken Sie nur ein Bischen aus aidenburg, Sie wissen jeden Brief ist ein Sonnenstrahl für mich! Wie gehts bey Mayer? Wie lebt die Nachtbaren, Wedderkops und Finks? Bringen Sie mir im gnädigst Erinnerung am Hofe! ich höffe der Großherzog hat jetzt alle meine Schriften erhalten, Lorck schrieb schon am Weinachten »alle Exemplare sind jetzt besorgt«, aber nach Ihrer letzten Mittheilung scheint es nicht so! sagen Sie mir etwas darüber. Eine Engländerinn, bekannt mit der Familie Hartlaub, hat mich aus Bremen geschrieben, sie wünscht meine, Handschrift, aber ich kann im Briefe gar nicht die Nahme dieser Dame ausfinden, und deswegen kein Antwort geben, haben Sie ein Idee davon wer sie sein kann? -

Und nun leben Sie wohl und glücklich, grüßen Sie den Herrn Gemahl, die Kindern, die Verwanten in Bremen, und alle Beaulieus, Gott weiß wann wir uns wiedersehen, ich komme kaum nach Deutschland bevor nächsten Herbst; wenn es geschiet, ich möchte künftige Winter in Italien sein! Denk Sie freundlich und gut an mich.

Ihre innig ergebener

H. C. Andersen.

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