Dato: 4. september 1848
Fra: Carolina, Lina von Eisendecher   Til: H.C. Andersen
Sprog: tysk.

Oldenburg den 4 September 48

Endlich, und mit wahrem Jubel begrüßte ich einmal wieder Ihre Schriftzüge, lieber Andersen, es schien mir ein Ewigkeit. daß ich nichts von Ihnen gehört hatte, und Gottlob meine Antwort scheint dbch endlich über friedliche Länder zu fliegen. Ich habe diesen Krieg nie recht begriffen, er war einmal angefangen, und da durfte man natürlich nicht zurück treten, aber genau genommen kann man nicht leugnen, daß die Herzogthümer in oHnen Aufstand gegen ihren Herrn waren, und Rebellen zu helfen ist ein gewagtes Ding; dies ist übrigens nur meine Ansicht, die in Deutschland nicht den geringsten Anklang findet, ich kann aber nicht anders wie meiner Ueberzeugung folgen. /

Nun aber vor allem den schönsten Dank für Ihren Brief, der einmal wieder so recht Sie selbst darstellt, dazu gehört hauptsächlich die Storchengeschichte, Sie wissen schon das ist Ihr Vogel ganz besonders. Das arme Schleswig mag genug gelitten haben unter diesen Unwesen von Truppen. Wenn sich der Waffenstillstand wie es doch den Anschein hat, bestätigt, so haben wir unsere Truppen in 8 Tage wieder hier, Edmund Beaulieu hatte die Absicht, im Fall des Friedens Ihnen einen Besuch in Koppenhagen abzustatten, doch weiß ich nicht gewiß ob er es ausführt. / Ihre Rechtfertigung über die Behandlung der deutschen Kriegsgefangenen hatte ich erwartet, da man schon in.

Deutschland beßer darüber unterrichtet war, wozu wesentlich der verständige Aufsatz in der iIlustrirten Zeitung beitrug. Damals schrieb ich noch die ersten Nachrichten, die wohl sehr übertrieben gewesen sein mögen; doch glaube ich gern daß man bei diesen ersten Gefangenen die ja nicht von dem regulären Militair sondern von den Freischaren waren, Strenge anwenden mußte um diese sehr zusammengelaufenen jungen Leute etwas in Zaum zu halten. Nun aber genug der Kriegs-Begebenheiten, danken wir Gott wenn der Friede wirklich zu Stande kommt, und möge sich für die schönen Herzogthümer eine günstige Zukunft gestalten.-

Ist einmal Alles wieder ruhig, lieber Andersen, so hoffe ich auch auf ein Wiedersehn, im künftigen Frühjahr. Freilig müssen sich bis dahin in Deutschland noch manche Stürme verziehn, die jetz sehr drohend am Himmel stehn. Dazu gehört auch die Cholera, die noch leise genug auftritt, wofür man in den größeren Städten aber doch immer viel Besorgnis hat, und nach den Petersburger Erfahrungen wohl sehr mit Recht.

Ganz außerordentlich freue ich mich auf den neuen Roman, wann wird er denn in Deutschland erscheinen? Sie schreiben nur von England. Die Kinderchen sind sehr in Konflikten mit ihren kleinen Gefühlen für Sie, die kleinen Herzen sind Ihnen sehr zugethan wie Sie wissen, nun sind Sie aber unser Feind, wie Tuck sagt, und den darf man doch nicht lieb haben. Die Friedens Nachrichten beruhigten die Kinder sehr.-

Von Beaulieus kann ich Ihnen nichts persönliches sagen, da beide abwesend, der Geheimrath hat in Folge der politischen Stürme seinen Abschied genommen, und macht nun eine Reise nach Baden worauf ihn Alexander begleiten wird, vor Spätherbst werden Alle nicht wieder kommen. Carl ist glücklich über sein Söhnchen, doch hat auch er in seiner geschäftlichen Stellung seinen Abschied genommen. Er lebt augenblicklich mit seiner Frau auf dem Gut seiner Schwieger Eltern.-

Seit einigen Tagen ist hier denn auch der Landtag eröffnet, der dem Großherzog viele Kämpfe gekostet hat, wir hatten hier nie etwas Ähnliches, und nur die gewaltige Zeit hat es erzwungen. Der Hof ist noch immer in Rastede, doch habe ich neulig der Herzogin von Ihrem Brief erzählt was sie sehr interessirte. Mosen ist seiner Gesundheit halber noch immer abwesend, und wer weiß ob er je wieder kommt. Stahr wird ganz von hier fortgehn. Von Mayer soll ich Ihnen viel sagen, der Storch hat vor einigen Monaten dort einen allerliebsten kleinen Jungen gebracht. Mit dem Theater sieht es in Deutschland bedenklich aus, ich glaube nicht daß für den Winter viel zu hoffen. Es war wohl manches dabei auf die Spitze getrieben und das will man jetz nicht. Wie urtheilt man im Ausland über die deutsche Politik? ich denke immer man kann sie garnicht begreifen. Nun aber muß ich Ihnen lebewohl sagen lieber Andersen. Mein Mann und die Kinder lassen Ihnen das Herzlichste sagen. Bitte bitte schreiben Sie bald wieder.

Mit treuer Freundschaft

Lina von Eisendecher.

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