Dato: 22. januar 1849
Fra: Carolina, Lina von Eisendecher   Til: H.C. Andersen
Sprog: tysk.

[Oldenburg, 22. 1.1849]

Gestern schickte mir Lork in Ihrem Namen, lieber Andersen, den hübschen neuen Roman, und für die Kinder die ganz reizende Ausgabe Ihrer Märchen; die kleinen Leute waren so seelig darüber, daß sie es Ihnen nothwendig selbst sagen wollten, und da bekommen Sie nun die großen Briefe. Aus meinem letzten Brief werden Sie gesehn haben wie mich die zwei Baroninnen interessirten, wie freut es mich nun sie zu besitzen, tausend Dank dafür, wie für die reizenden Märchen, es ist doch die schönste Ausgabe, die Uebersetzung scheint mir auch gut, ich muß nun immer daraus vorlesen, denn obgleich beide Kinder lesen können, hören sie es doch lieber vorlesen. Wie viel Kinder werden durch dieses Buch zu Weihnachten beglückt sein, schade das die neuesten Märchen noch darin fehlen, wovon ich namentlich »Das alte Haus« so sehr liebe.

Von Alexander hören Sie nun selbst, er schrieb mir auch sehr ausführlich, und ganz allerliebst. Er ist ein sehr begabter Mensch, für dessen seltne Eigenschaften man innigst eine glückliche Zukunft wünschen mögte, aber dafür sind jetz im lieben Deutschland schlechte Aussichten, es sieht wirklich recht bunt bei uns aus, und selbst in unserm kleinen Ländchen verwirren sich die Zustände immer mehr. Der Großherzog ist wegen Bestimmung der Civilliste in offner Fehde mit seinen Ständen, und noch sieht man keine Vereinbarung. Gott möge Alles zum besten lenken! -

Neulig hörte ich auch von Ihnen durch einen Brief der Fräulein von Witzleben aus Seeland, sie hat Ihnen gewiß von hier erzählen können. Wann werden wir uns einmal wieder sehn? In Deutschland sagt eine Prophezeihung daß 185° Alles wieder gut sein würde, darauf rechne ich nun, dann sehn wir uns. In Bremen ist Alles wohl, man schwärmt dort für Ihre Landsmännin Lucile Grahn, sie macht viel Glück, auch unser Erbgroßherzog war ganz entzückt davon. Recht bald hoffe ich nun auf einen Brief von Ihnen und recht ausführlich über Alles was Sie betrifft, erzählen Sie mir auch woran Sie arbeiten, ein Dichter kann doch gewiß nie ohne irgend eine Thätigkeit sein. Nun Leben Sie recht wohl, lieber Freund, mein Mann läßt Ihnen das Herzlichste sagen!

Mit treuer Freundschhaft

Lina von Eisendecher

Oldenburg den 22. Januar 49.

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