Dato: 4. februar 1852
Fra: H.C. Andersen   Til: Franz von Dingelstedt
Sprog: tysk.
Kopenhagen 14 Februar 1852

Hochverehrter Hr Intendent!

Ihr freundliches, freundes Schreiben hat mich überrascht und gefreut; ich kannte und schätzte Sie lange als Dichter, und es war auch mein Beschluß, wenn ich nach München käme - wo ich nun fast 11 Jahren nicht gewesen bin - Ihnen einen besuch abzustatten. Mein Planist nämlich, wenn Gott will, im Frühjahr nach Tyrol zu reisen und auf diese Reise etwa drei Wochen in münchen zu verweilen, wo ich doch, vielleicht, noch jemanden treffen könnte, der sich meiner erinnert. Aus Ihrem Briefe sehe ich nun, daß ich mir einen neuen Freund erworben im schönen Bayrer-Land. Ich freue mich auf die Zusammenkunft mit Ihnen, und wir werden dann umfaßender, als durch Briefe uns über dänische Literatur und dergleichen unterhalten können.

Die dänische dramatische Literatur ist in der That so reich, daß man sehr leicht für jeden Abend im Jarhe eine Original-Arbeit finden konnte. Nur sehr Weniges davon ist in Deutschland bekannt, mit Ausnahme von Öehlenschlägers Tragoedien, Overskousa: Die Fatalitäten am Hochzeittage und Hertzs Konig René. Ich will daher, Ihren Wünsche gemäß, Ihre Aufmerksamkeit für einige Arbeiten in Anspruch nehmen, welche sicherlich einer jeden /

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vielleicht erfreuen Sie mich wieder mit einen Brief wie ich meiner seits mit wahrer Freude Alles zur Erfüllung Ihres Wünsches beitragen werde, nicht nur um meines Vaterlandes Literatur willen, sondern auch um der deutsche Scene einige frische Zweige aus dem Norden zu bringen.

In der Hoffnung Sie, theuerer Herr von Dingelstedt nach einigen Monaten zu sehen, Ihre Hand herzlich zu drücken, und mich mit Ihnen über das Gute und Schöne im Norden zu unterhalten, schiche ich Ihnen meinen Gruß und Dank.

Ihr herzlich ergebener

H. C. Andersen.

An

Herrn Dr. Franz v. Dingelstedt

K. B. Hoftheater Intendant.

Tekst fra: Solveig Brunholm (LP 167, billed 6449-50)