Dato: 8. februar 1876
Fra: Edvard Collin   Til: Carl Alexander
Sprog: tysk.

Kopenhagen d. 8 Februar 1876.

Etwa vor einem halben Jahre starb H.C. Andersen. Der Unterzeichnete, sein ältester Freund und sein Universal-Erbe, ist erst in diesen Tagen mit der Ordnung seiner Hinterlassenschaft fertig. In seinem Testamente hatte er bestimmt, daß diejenigen Sachen, über welche nicht disponirt war, an andere Freunde vertheilt werden sollten. Die hiesige Legion von Freunden habe ich so viel wie möglich befriedigt; an das Ausland habe ich fast nicht denken können. Ich habe mich oft selbst gefragt, warum ich kein Andenken an Andersen an den Großherzog von Sachsen-Weimar gesendet habe, und die Antwort war immer, daß es in Betracht seinen hohen Stellung nicht schicklich sei. Da nun ohnehin die Ueberreste von Andersens Habschaften so durchaus unbedeutend sind, daß ich keine andere Anwendung dafür habe finden können als diese: dieselbe zum Vortheil für ein hieselbst beabsichtigtes Institut H.C. Andersens Kinder-Heimath verauctioniren zu lassen. - muß ich die Vertheilung als eine erledigte Sache betrachten. Damit doch etwas von seinem Eigenthum in Weimar einen Platz haben könne, nehme ich mir die Freiheit Andersens eigenes Exemplar seiner Werke in der großen Amerikanischen Ausgabe in 10 Bänden an die Adresse der Großfürstlichen Handbibliothek in Weimar zu übersenden. -

Ueber seine hinterlassenen Papiere hat Andersen in der Weise verfügt, daß dieselbe an zwei hiesigen Herrn N.N. überliefert werden sollen ("zur Benutzung") indem er denselben übertragen hat, sein "Märchen meines Lebens" zu vollenden und vervollständigen. Diese Bestimmung habe ich, als Eigenthümer der Papiere, so aufgefaßt, / daß ich berechtigt bin, von seiner umfassenden Correspondenz alles, was nach meiner Meinung nicht veröffentlicht werden darf, auszusondern. In diese Kategorie gehört die große Sammlung von Briefen von Ew. Königl. Hoheit. Diese habe ich ungelesen zur Seite gelegt, und es ist meine Absicht, dieselbe einbinden zu lassen und nebst anderen ähnlicher Art, als ein in unserer Lebezeit nicht zugängliches Orginal zu behandeln.

Wie bemerkt kenne ich nicht den Inhalt dieser Briefe; Andersens Briefe an Ew. Königliche Hoheit hingegen kenne ich genau. Mein verstorbener Freund war bekanntlich kein hervorragender Linguist; ich mußte ihm mit meinem bißchen Deutsch behülflich sein. Wie oft, besonders in früheren Tagen, kam er zu mir mit einem Entwurf, immer mit dem Anfang: "Edler Erbgroßherzog"; das war das einzige Deutsche, all das Uebrige war Dänisch. Und er lachte selbst darüber. -

Was meine Persönlichkeit angeht, darf ich mir nicht damit schmeicheln, daß Ew. Königl. Hoheit erinnern sollten, daß ich, vor Jahren, im Sommer 1855 - während ich mich mit meiner Familie und Andersen in Wildbad aufhielt - die Ehre hatte Hochderselben vorgestellt zu werden.

Ich hoffe, daß es mir auf irgend eine Weise bedeutet werden möge, das Ew. Königliche Hoheit dieses Schreiben nicht ungnädig aufgenommen haben. - Unterthänigst

Collin.

Tekst fra: Se tilknyttet bibliografipost