Dato: 3. juni 1870
Fra: H.C. Andersen   Til: Leonore Geibel
Sprog: tysk.

Liebe verehrte Frau Geibel!

Eben wie ich daran dachte an Sie und Ihren Hr Gemal zu schreiben, denn ich erinnerte daß Sie nach Leipzig in Mai zürückkämen, Maxen der Hochzeit Ihres Herrn Sohnes, er hielt ich vorgesern Ihre und der lieben kleine Marias Briefen, ich dancke herzlich und wiederhole meine Danck alle Theilnahme, Sie, Ihrer Hr Gemahl, Bruder und die kleine Maria mich in Nizza verwiesen. Von allen Bekanntschaften die iech auf dieser Reise gemacht habe wird die mit der Familie Geibel mir die schönste und beste bleiben. Die kalte, stürmische regenvolle Zeit in der Sonnenscheins Stadt am Mittelmeer, erhielt etwas, nordisch Gemüthlich durch das Zusammenleben mit Ihnen und den Ihrigen. Sehr freue / ich mich auf das Wiedersehen in Leipzig und ich schreibe so bald, [overstr: ich das] dies geschehen kann, [overstr: erfüllt werden] leider fürchte ich es nicht in diesen Sommer sein. [Overstr: Beim Abschied aus] Von Nizza ging ich [overstr: nach] über Cannes [overstr: aber] Marseille und Lyon nach [overstr: Marseille] Paris, und verweilte mit Collin beinahe drei Wochen, aber dort war nicht friedlich und freundlich, auch traf ich dort nicht mit den vertrefflichen Grev Weiss zusammen, er war aber so freundlich und mir briefliche Nachricht zu geben daß er [overstr: ging] nach Süden gehe und auch nach der Steine-Stadt. Ich bedauerte es sehr und bitter Sie ihn auf das beste zu grüßen, hoffentlich schon wir uns im Leben doch einmal wieder. Collin und ich waren in Köln in den Tagen des Carnevals, es war sehr lebhaft und / amusant [overstr: Nach Kopenhagen gehen.] Auf der ganze Reise habe ich gar keine Historien oder Märchen geschrieben, es war als om der klate Winter in Süden die geistigen Flügel geliehen hatte, aber so bald ich auf dem heimihlichen Boden kam, glühet und blühen die Blumen hervor, ich habe sein mein Zurückkunft beinahe eines kleines Bändchen geschrieben. Es freut mich das die liebe kliene jarie jetzt die Gesamtausgabe erhalten hat, in dieser großen Sammlung sind mehere die auch Sie, liebe Frau Geibel gewiß nicht früher gekannt haben, bitte lesen Sie diese und erinnern Sie sich wie Ihr Hr Gemal sich hat Wohlwollen ihre dankbare Freundes aus Nizza, der sehr glücklich sein wird, wenn er bisweilen / einen Brief von der Familie Geibel in Leipzig erhalten könnte. Ich bin jetzt af dem schönen Rittergut Basnæs in Seeland, am Ufer der Ostsee. Die Buchenwalder sind schön, das Meer ausgedieht bald stürmisch, bald ruhig. Ich sehe von Fenster hinaus und hin aber und denke an die lieben Freunde im Nachbar lande. Ihr Dankbar ergebner

H. C. A.

Tekst fra: Solveig Brunholm (microfilmscan 13, 781-82, 86, 83)