Dato: 21. maj 1857
Fra: Edvard Collin   Til: Berthold Auerbach
Sprog: tysk.

[Edvard Collins håndskrift:]

Verehrter Herr! Schon längst mit Ihren vortrefflichen Worten bekannt, bin ich doch erst vor zwei Jahren, nachdem ich den Schauplatz Ihrer Geschichten selbst besucht habe, mit diesen vertraulicher geworden. Das Schatzkästlein habe ich aber erst in diesen Tagen erhalten. Heute las ich nun den Brief von einem Schulmeister, und der Passus in demselben von dem Kindergarten gab mir eine Idee und diese Idee ist mir darum die Verlaßung dieses Briefes. Um dieses zu erklären, bedarf es einer Einleitung.

Auf einem großen offenen Felde vor Kopenhagen ist durch die Bestrebungen einer namentlich aus Aertzten bestehenden Vereins eine große Bauanlage gemacht, diese enthält gesunde und wohlfeile Räumlichkeiten für circa 250 Familien der ärmeren Classe; es sind also viele Kinder da. Der Erfolg dieses Unternehmens darf als ein sehr gelungener angesehen werden; denn es ist gewiß nicht wenig, daß so viele Räumlichkeiten, das für einen städtischen Arbeiter beträchtlichen Abstandes ungeachtet gleich alle vermiethet worden. Zwischen den beiden Häuser-Reihen liegt ein 400 Ellen langer und gegen 40 Ellen breiter Platz für welchen wir bis jetzt keine bestimmte Anwendung haben.

Die oben besprochene Idee war also: Sollte man nicht da einen Kindergarten einrichten? Dann habe ich mich selbst gefragt: was ist ein Kindergarten und wie wird er benutzt? Zwar habe ich einen als so genannten in Hamburg gesehen; der paßt aber nicht für meinen Zweck; vom Spielen kann da nicht die Rede sein, und die Kinder, sowohl wie die Bäume und der Rasen, waren mir zu geputzt.

Der zweite Gedanke war: vielleicht hat Fröbel eine Beschreibung darüber herausgegeben. Ich weiß es nicht, weiß auch nicht ob Fröbel lebt oder wo er wohnt. Der dritte und der offenbar am meisten praktische Gedanke / war dieser: unmittelbar an Sie zu schreiben, weil Sie Schuld dran sind, daß ich diese Idee bekommen habe.

Also bitte ich Sie, mir entweder Auskunft darüber zu geben, wie ein solcher Garten mit freiem Spielen und dergleichen eingerichtet ist und sie administriert wird, oder auch mir nur eine Nachricht darüber zukommen zu laßen, wo ich die erforderlichen Notitzen bekommen kann, oder endlich wo ein normaler Garten dieser Art liegt, damit ich, wenn ich mal wieder nach Deutschland komme, die Sache selbst untersuchen kann.

Nach dem, was ich von unserem Freund H. C. Andersen von Ihnen gehört habe, darf ich voraussetzen, daß Sie mir diese Zumuthung nicht übel aufnehmen.

Was endlich meine Persönlichkeit betriftt, da bin ich identisch mit dem in Andersens Märchen meines Lebens pag. 93 besprochenen Edvard Collin; unter diesem Titel wird aber die gehoffte Antwort mich nicht leicht finden, und werden Sie selbige lieber folgendermaßen adressieren: an den Etatsrath Finanzdirector E. Collin in Copenhagen.

Hiermit schließe ich diesen Brief. Wäre mir die deutsche Sprache so geläufig wie meine eigene, dann möchte ich vielleicht mit dem sonst braven Schulmeister in M.dorf über seine Theori betreffend die Thierquälerei eine Disput anfangen.

Genehmigen Sie die Versicherung meiner ausgezeichneten Hochachtung.

E. Collin.

Copenhagen d. 21ten Maii 1857.

Den Schriftsteller Berthold Auerbach.

[H.C.A.s håndskrift:]

Viele Grüße von H. C. Andersen! Hast Du mein neues Buch Sein oder nicht sein, erhalten? wir sehen uns im August, vorher gehe ich nach England, wohin Dickens mich eingeladen, ich bleibe bei ihm etliche Wochen. -

Tekst fra: Solveig Brunholm