Dato: 30. april 1852
Fra: Heinrich Zeise   Til: Carl B Lorck
Sprog: tysk.

Altona den 30.4.52

Geschätzter Herr Lorck!

Ich sehe mich veranlaßt in Betreff der „Hyldemoer“ sogleich an Sie zu schreiben, und Ihnen mitzutheilen, daß ich die Uebertragung zu übernehmen gern bereit bin; nur befürchte ich sehr, daß diese Dichtung Andersens durchaus keinen Beifall finden wird, und meiner Ansicht nach [eingefügt] keinen finden kann. Andersen verlangt freilich daß man den Sinn eines Kindes mitbringen soll, aber in der „Hyldemoer“ muthet er denselben zuviel zu. – Wie eine solche Dichtung überhaupt aufgeführt werden kann, ist mir unbegreiflich, auch glaube ich, daß Dingelstedt wenn er das Stück gelesen, die Aufführung im Interesse Andersens hintertreiben wird. Sie sehn hieraus, daß ich dieser Dichtung Andersens kein Glück prophezeihe und theile ich Ihnen dies offen im voraus mit, wollen Sie dieselbe aber dennoch verlegen, so bin ich gern zum Uebersetzen bereit, und es ist ja möglich, daß Andersens gefeierter Name, das Opus trägt. – Ich bitte Sie nun, mich umgehend wissen zu lassen, ob ich nach dem was ich Ihnen mitgetheilt „Hyldemoer“ noch übersetzen soll, und weil die Uebersetzung Eile hat, so habe ich schon damit angefangen, und werde auch mit derselben fortfahren, bis ich in Ihrem zu erwartenden Briefe nähere Auskunft erhalten habe. –

Mit Bedauern habe ich gesehn, daß in den Holzschnitten drei Gedichte „Johan und Lisa“ „Christen und Lem“ und „Svend und Inger“ fehlen; sollten Sie das Manuskript noch auftreiben können? Daß Klingers Novellen Beifall finden würden, habe ich mit Bestimmtheit erwartet. Sie haben ja leider die Erfahrung gemacht, daß der Buchhandel dieselben nicht goutirte. Hat Schouw’s Werk sich einer bessern Aufnahme zu erfreuen gehabt? Was ich über Andersens Werk geschrieben, bitte ich Sie, ihm nicht mittheilen zu wollen; ich kenne Andersens Empfindlichkeit, und will ihn nicht kränken, meine Absicht ist es nur Sie darauf aufmerksam zu machen daß meiner innigsten Ueberzeugung nach, Sie mit diesem Werke kein Glück machen können; habe ich mich getäuscht, so wird es mich Ihretwegen und Andersens wegen freuen. –

[Vertikaler Nachsatz] Wenn ich Ihre Antwort werde erhalten haben, und das Buch übertragen soll, will ich sogleich an Andersen schreiben, weil ich die Partitur haben muß.

Hochachtungsvoll H. Zeise

Tekst fra: Universitätsbibliothek Leipzig