Dato: 23. juni 1861
Fra: Marie Espérance von Schwartz, f. Brandt   Til: H.C. Andersen
Sprog: tysk.

Wintherthur 25sten Juni 1861

Verehrtester Herr Professor

Bei meiner vor ein Paar Tagen erfolgte Ankunft in Winterthur ward mir die Freude zu Theil, Ihr mir so theu- res Werk “sämmtliche Märchen” vorzufinden. Herr Wiedemann begleitete seine Zusendung mit einigen freundlichen Zeilen und ich beeile mich Ihnen meinen tiefgefühlten Dank für Ihr liebes Andenken – auszudrücken. Ich schicke dieses Wörtchen nach Brunnen auf gut Glück denn ich vermuthe Sie noch nicht dort angekommen. Ich bin so recht begierig zu wissen wie Sie die Muße ver- tragen?, wo die starke Hitze Sie überholt hat – wie lange ich darauf rechnen kann Sie in Brunnen zu finden? wenn ich einen Ausflug zu Ihnen machen könnte?/ Ich verließ Stein??? am 12ten Juni gerade am Ausbruch der größten Hitze, die mich bis hier begleitet; reisen unter solchen Umstän- den u bei dem Andrang von Fremden ist eine wahre Pein und als sie mir recht zum Bewußtsein kam, musste ich stets mit Besorgniß Ihrer gedenken.

Bravo reiste mit mir bis Livorno auch die Familie Story mit den beiden schönen Knaben. – Der Consul hat mir zwei Briefe aus Dänemark für Sie mitgegeben; ich wage es aber nicht sie Ihnen aufs Ge- rathewohl nach Brunnen zu schicken ohne zu wissen ob Sie lieber Herr Profes- sor dort angekommen sind; bitte schreiben Sie mir eine Zeile hier Winterthur - poste restante adressiert/ u sagen Sie mir ob ich Ihnen die Briefe dorthin sicher zuschicken darf! Ich erwarte Tag/täglich meine Bücher von Hoffmann und Campe & Ihrer gütigen Erlaubniss zu folge sende ich Ihnen die „101 Tage“ u den Garibaldi zu so bald ich die Exemplare habe.

Meine Schwester ist höchst begierig Sie kennen zu lernen und wenn es sich irgend wie machen läßt möchten wir Sie - wenn auch nur auf wenige Augenblicke besuchen.

Nochmals meinen innigsten Dank für die Welt von schönen Märchen die Sie mir geschenkt, ich schwelge so recht in der Lectüre Ihrer poetischen Gedanken doch am liebsten sind mir die Märchen die ich von Ihnen habe vorlesen hören. die behalten für mich eine unvermischliche Weihe. Meine herzlichsten Grüße meine schönsten Wünsche u die geheime Hoffnung Sie im herrlichen Schweizerlande begrüßen zu dürfen, begleiten diese Zeilen und ich verbleibe in aufrichtiger Hochachtung, Bewunderung u. Sympathie ganz ergebenst der Ihrige

M.G. von Schwartz

Bitte empfehlen Sie mich Ihrem jungen Freunde Ich hoffe sämmtliche Scorpione, Kröten u Reptilien haben eine glückliche Reise über die Alpen gemacht. Ich erwarte sehnlichst ein Wörtchen

Tekst fra: Solveig Brunholm (KB affoto 5848-51, Transskription: Gertraud Mähler und Gisela Prowe )