Dato: 15. december 1855
Fra: H.C. Andersen   Til: Carl Olivier von Beaulieu-Marconnay
Sprog: tysk.

Kopenhagen 15 December 1855.

Lieber, theurer Freund!

Recht aus dem Herzen bringe ich Ihnen meinen Dank für das Interesse an "Klein Karin", auch Professor Hartmann ist Ihnen sehr dankbar! Die Ouverture muß nun in ihrem Besitz seyn, sagt er, den sie ging in der vorige Woche mit dem Dampschriff Obotrit nach Wismar. Was das Honorar betrifft, da ist Hartmann vollkommen damit zufrieden; er sagte er hätte seine Auslege für das Partitur erwähnt, aber übrigens, Ihnen die ganze pecuniäre Seite überlaßen, womit er sagen wollte, so viel Geld hat es ihm gekostet, dieses möch[te] er erhalten aus dem Honorar, und dieses könnten Sie, nach Belieben anstellen, er war zufrieden ganz und gar wie Sie wollen, und ich kan zufügen, daß wenn es die gewöhnli[che] Form ist, daß ein Art Honorar für der Komponist von ein einactige Oper bezahlt wird, da muß man mit ihm kein Ausnahme machen, kurz er ist, wie gesagt, zufrieden mit was und wie, Sie, theuerer Freund, es bestimmen; die Hauptsache ist, daß sein Werk in Deutschland bekannt wird. Sie, lieber Freund, machen Ihm und uns Dänen ein Dienst, so wie ich auch hoffe, wenn Hartmanns Musik, mit der Zeit volle Anerkennung erhält, es Ihnen, eine Freude wird, daß Sie diesen Komponist eingeführt haben.

Gewiß ist Hartmann einer von den bedeutesten unserer Zeit, gewiß der größte hier im Norden ob schon nicht der bekanntesten / [overstr:] hier in Norden. Die Musik-Freunde in Kopenhagen freuen sich algemein wegen "klein Karins" Aufführung in Weimar, man hat große Hofnung davon, denn die Musik ist hier sehr beliebt. Schreiben Sie uns bald wie es gegangen und aufgenommet ist; wenn die Text wird gedrückt, geben Sie dann Hartmann und mich, jeder ein Exemplar, so auch ein Aufschlagszettel. - Spricht die Oper an, denke ich wohl, daß Hartmann einmal nach Weimar kommt und er will Ihnen, so wie Lizt und Alle die für seiner Werk Thelnahme gezeigt haben, persöhnlich danken! ich freue mich, daß Sie Hartmann kennen sollen, er ist ein liebenswürdiger, genialer Mann, tief und doch kindlich gut; er ist noch jung, obschon er ist Gades Schwiegervater; wohlhaben, glücklick und sehr beliebt von allen seinen Freunden und Bekannten lebt er hier in Kopenhagen. Sie und Ihre Frau Gemahlinn, weiß ich gewiß, er will und muß gleich ansprechen. -

Darf ich Ihnen jetzt noch mit einen Auftrag beschweren; hier in Dänemark lebt eine "reichsfreiherliche" Familie von der Recke, es ist ihr von großer Wichtigkeit zu wissen, wo der Stammvater: Diedrich Adolph Ludwig, Reichsfreiherr von der Recke zu Curll angestellt war; er lebte als Major in chursachsicher Dienst, und ist gestorben gegen 1720 (sein Geburtsland war Westphalen) in Dresden hat man nachgefragt, aber Dort im Archiv wird nicht von ihm gefunden, und man hat geantwortet er muß in weimarischen Dienst gewesen seyn; jetzt ist die Frage, ob sie, uns nicht Auskunft geben könnte ob man nicht in Weimar seinen Namen / in Archiv finden konnte oder eine Faden entdecken, wo dieser Mann im Sachsichen angestellt war; vielleicht in Sachsen-Meinigen, oder Gotha, wenn man Spur von ihm finden sollte, da kommt eine von die Familie selbst um genauer nachzusuchen. - Ach werden Sie nicht böse, aber schreiben Sie mir freundlich einige Worte darüber, wann ich Nachricht von "Klein Karin" bekomme. -

Schon lange war es meine Absicht an Ihnen zu schreiben, aber ich bin so in meine Roman hinein gewachsen, daß ich nicht fortkommen kann; die Freunde im Auslande sind mir im Herzen und gedanken so lebhaft, ich bin beinahe bei bei Ihnen und dann scheint es mir zuweilen, als hätte ich alle die innige Gedanken schon aufs Papier gebracht, den Brief abgegeben und, daß man schon wuste meine Gesinnungen und Gefühle, der wirkliche Brief aber, wird dadurch aufgeschoben; es ist Veracht, und ich habe Gewissen darüber! Etwas hemmt mich! es ist, daß ich die Briefe noch corrigieren laßen müßen, denn ich schäme mich wegen die vielen grammatikalischen Fehler, die, im Handschriftsamlungen in Deutschland, hervorgucken, wo von ich ein Schrecken bekommen habe. Aber, Sie leiber Freund, haben mir neulich erklärt Sie wollen uncorrigierte, Briefe, so recht vom Herzen ins Feder gebracht! Sie wollen, so wie früher, daß meine dänische Gedanken hervortreten sollen so wie ich selbst sie augenblichlich ins deutsch verkörpert, nun, an Sie darf ich es! ich gebe mich hin jetzt und immer! wenn Sie nur das Geschriebebene verstehen können! - Grüßen Sie / Ihre theure Frau Gemahlin und die liebn Kinder; ich bin mit Seele und Gedanke bei Ihnen, ich spiele mit bei Weinachtsbaum und wünsche Glück zum neuen aufgehenden Jahre.

Der dänischer Volkscalender für 1856 giebt zwei "Historien" von mir: Der Dornenweg des Ruhmes" und "das Judenmädchen", Lieutenant Pedersen hat beyde sehr schön illustriert; sonst ist in der letzte Woche, unsere Literatur reicht geworden durch eine Dichtung im Verse: Die Flucht des Hirsches" von Chr. Winther (19 Bogen); es ist eine wunderschöne Dicktung, frisch wie eine Rose, reif wie eine Frucht im Herbst, gesund, reich und lieblich, und es klingt wie Musik. Weinachten wird mein Mährchen-Komedie "Ole Luköie", neu einstudirt, auf das Volkstheater gebracht; es freut sich immer voller Haus zu haben.

Bringen Sie mir in gnädigst Erinnerung bei den hohen Herschaften, und schicken Sie meinen Gruß an alle lieben Freunde und mir Wohlwollende!

Etatsrath Collin und Frau freuen sich innig darüber, daß sie von Ihnen erinnert sind und beyde haben mir den Auftrag gegeben wieder viele Grüß zu schicken. Nun leben Sie wohl und glücklich und bleiben Sie mir immer ein wahrer theilnemender Freund.

Ihr innig ergebener

H.C. Andersen

An Hochwohlgeboren Herr Kammerherre, Baron Beaulieu Marconnay, Ritter m.h.O.

Tekst fra: Solveig Brunholm