Kaum ist der allgeliebte Märchendichter mit seinem lustigen dichtigen Gefolge zum Thor hinaus und meint die so Märchen-lustigen Weimarer los zu sein, so wird ein Brief an ihn geschrieben. Wie das kommt will ich Ihnen erklären.
Die schöne Frau von Metzdorf ist die Tochter des Minister von Könneritz in Dresden Sie stand an Hof neben mir und war ganz Märchenvoll - über die Glocke hätte sie geweint. Sie sagte: „Wie ich höre geht Herr Andersen nach Dresden - ach wenn er doch meine Eltern besuchte - wie würden diese sich an ihm freuen! „Geben Sie ihm einen Brief“ sagte / ich „vielleicht thut er es“ „Aber es ist unentschieden“ sagte Sie. „Nun wenn er gar zu unbescheiden ist,“ meinte ich „so bräuchte er es ja nicht zu thun, dann zerriss er den Brief und es ist als hätten wir ihn nicht geschrieben“ Tags darauf brachte die Ministerin beifolgenden Brief, und ich hatte dadurch die Gelegenheit Ihnen ein paar Wörtchen zu schreiben und Ihnen zu sagen daß Sie ein liebevolles Andenken hinterlassen haben, welches in allen Herzen fortlebt.
Gestern Abend sah ich den Erbprinsherzog wie er von Ihnen kam, wo er Sie sah. Es war Gesellschaft wo man Verstands-spiele trieb; da wurde Ihr Name sehr oft genannt, und Jeder wollte ihn geschenkt haben oder / schenken. Solche Plage gehört zum Echo eines Dichters.
Leben Sie wohl und reisen Sie glücklich und vergessen Sie nicht ganz meiner und die Sie verehrenden Weimarer worunter Sie auch stehen mögen.
Ihre in hochachtungsvoller Freundschaft ergebene
Amalie v. Groß
Gf (Gräfin) von Seebach
Weimar d. 10. Juli 1846
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Sr. hochverehrtesten
Herrn Andersen
C. Päthlis
Leipzig