Dato: 4. januar 1872
Fra: Friederike Serre, f. Hammerdörfer   Til: Elisabeth Jerichau-Baumann
Sprog: tysk.

Dresden am 4 jan. 1872

Verehrte Frau!

Sehr überrrasche mich Ihr inhaltsreicher Brief aus Rom. Erlauben Sie mir zuerst, eine Antwort auf die Geschäftsangelegenheit! – Sie fragen mich nach dem Aufenthaltsorte von Frau von Goethe. Sie bringt mit ihren beiden Söhnen, diesen Winter in Weimar zu, und wohnt in ihrem eignen Hause. Da ich sie und die Söhne genau kenne, weiss ich wie höchst unangenehm, ihr ein fremdes Einmischen, in ihre Geschäftsangelegenheiten ist, und in ihre Privat Interessen. Darum ersuche ich Sie, ihr selbst, oder ihrem Sohn, dem Legationrath Baron Wolf von Goethe nach Weimar zu schreiben, Lützow hat das ihrer Geschäfte über sich – und wird Ihnen die sicherste Auskunft und Antwort geben – da Frau von Goethe bettlägig und unfähig ist, selbst zu schreiben. Ich weiß nur, dass oft davon gesprochen wurde, die Leiche Almas nach Weimar in die Familiengruft zu transportieren. Ihre Discretion sei anvertraut, daß leider die Familie nicht über große Mittel zu verfügen hat, doch bin ich überzeugt, weil der Großherzog von Weimar der für sie eine große Pietät hat, gewiß einschreiben, hätte er eine Ahnung von dieser Angelegenheit! Daß es längst unter meine Wünsche gehörte, die persönliche Bekanntschaft mit solchen gefeierten Ehrpersonen, die eine so große Bühne in der Kunst erreichten – zu machen – vor allem die Freunde, meines lieben verehrten Andersen kennen zu lernen, begreifen Sie. Nicht vergebenes kann man 3 Jahre in Rom leben, ohne von den Sinn für das Schöne u. Erhabene durchflutet zu wandern. Dazu kommt das Sagen daß nur aus unserem Land so Viele interessante Persönlichkeiten in jedem Fache, nahe leben – u man sollte nicht die Bekanntschaft eines solchen Künstlerpaares wünschen? Nächste Woche reiset ein junger Musiker, Herr Hölti, aus Golthenburg, von Andersen empfohlen, nach Rom, er hat das Stipendium der Jenny Lind erhalten – u wird Sie gewiß aufsuchen! Leider bin ich immer elend, von einem Heiserkeit und Kehlkopf Krankheit, verlaße vom Novb. Bis May nie meinem Zimmer u. bin unfähig zu Reisen. Alle Schönheiten Dänemarks bleiben mir daher vrschloßen.

Angelegentlich empfielt sich Ihnen Frau Serre aus Maxen.

Tekst fra: Solveig Brunholm