Dato: 24. januar 1844
Fra: Hermann Kletke   Til: H.C. Andersen
Sprog: tysk.

[Udskrift:]S. Wohlgeboren Herrn H. C. Andersen zu Kopenhagen. /

Hochgeehrter Herr

wie sehr hat mich damals Ihr freundlicher Brief, wie sehr die köstliche Gabe erfreut, mit der Sie mich vor Kurzem überraschten! Um so mehr muß ich mich schämen Ihnen erst jetzt meinen herlichsten Dank zu sag[en] aber eine fortdauernde Kränklichkeit, so wie [der] Tod eines geliebten Kindes hatte meiner Stimmung f[ast eine] Zeit so getrübt, daß ich für alle Mittheilung ungefäh[ig] war. Wenn ich es wage, Ihnen mit nächster Gelegenheit ein anderes kleines Buchlein von mir zu übersenden, so trägt die so gütige Kritik meiner Märchen ganz allein die Schuld; denn sonst weiß ich recht wohl, daß Ihre Zeit, am welche die Poesi so großes Anrecht hat, nur den bedeutendsten Erscheinungen gewidmet sein kann. Wie bedaure ich, Alles was Sie schreibe[n] nicht unmittelbar, erst durch die Übersetzung genießen zu können. Wenn mich schon jetzt jener frische ächte Humor, der innige Hauch und Schmelz Ihrer poetischen Empfindung, das Eigenthümliche Ihrer phantasievollen Colorits in solchem Grade nachprüft, wie möchte dies nicht der Fall sein, könnte ich, stets aller Nachbildung, aus dem Original selbst schöpfen! Schon Ihren Märchen zu Liebe möchte / ich dänisch lernen, und soweit ich die dänische Literatur bis jetzt kennen gelernt habe, würde mir dies überhaupt großen Genuß gewähren, leider aber hab' ich dieser Wunsch noch nur an Mangel von Zeit aufgeben müßen. Gestatten es jedoch meine Verhältniße so hab' ich in den nächsten Jahren eine Reise nach Dänemark beschloßen und will dort für mein Studium der dänischen Sprache einen guten Grund legen. Ich bin auch ein großer Verehrer Ihres Holberg, den ich in der Oehlenschlägerschen Übersetzung besitze, und seit vielen Jahren mit [ulæseligt]rtem Interesse lese. Empfangen Sie nochmals meinen aufrichtigsten dank für den Bazar, der mir einen wahrhaft seltnen Genuß gewährt hat, wie er gleichfalls von Ihrer zahlreichen Freunden in Berlin mit einstimmiger Anerkennung be- grüßt worden ist, und bewahren Sie im freundliches Andenken

Ihrem Sie Hochverehrender

H. Kletke

Berlin 24 Jan. 1844

[Schmelz: Glans]

Tekst fra: Solveig Brunholm