Dato: 19. februar 1844
Fra: Fredrika Bremer   Til: H.C. Andersen
Sprog: svensk, tysk.

O diese Kinder, dise kleinen Kinder im Reiche der Dichtkunst sind hinreißend schön - sie verdienen wohl einen Platz im Himmelreiche der Dichtkunst!

Es ist gar nicht recht von mir, daß ich nicht früher meine Danksagung für das Geschenk Ihrer "neuen Kinder-Mährchen" dargebracht habe. Aber wüßten Sie nur, wie oft ich Ihnen in meinem Herzen gedankt habe, und wie oft ich diese Ihre Erzählungen an Junge und Alte, Gelehrte und Ungelehrte laut vorgelsen habe!

Hätten Sie sehen können, wie June und Alte, Gelehrte und Ungelehrte diesen Dichtungen mit gleicher Freude und und gleich hohem Interesse zugelauscht und mit heiterem Lächeln und mit gerührtem Herzen ihr Lob ausgedrückt haben!

Unter diesen Erzählungen ist besonders eine, welche vorzulesen ich niemals müde werden konnte, est ist "das häßliche Entchen (Den grimme Ælling). Diese ist ganz und gar entzücken udn vortrefflich! Mehr als ein Dutendmal habe ich dieses Mährchen vor ungleichen Personen vorgelsen und erfuhr immer die nämliche Freude. Es sind ein Paar Stellen darin, wo ich Mühe hatte, meine Stimme vor Zittern zu bewahren, wie z.B. wo das Entchen zum ersten Male die Schwäne erblickt und von unerkannter Ahnung zu denselben hingezogen wird und einen Schrei ausstößt, in welchem sein eigenthümliches Wesen sich zu erkennen giebt. Es erinnert an Corregio's Anch' io sono pittore! Aber es hat eine Frische, eine Eigenthümlichkeit, welche mit nichts verglichen werden kann. Ein Freudengruß, eine innig klare Rührung durchzucvkt mich, so oft ich dieses lese, so auch bei dem letzten Auftreten, wo das Entchen in die Herrlichkeit aufgenommen wird, und sich in dem nämlichen Augenblicke vollkommen klar erkennt, als es dem Tode engegenfliegt. O welch ein Leben, welch lebendiger Ausdruck in dieser ganzen Schilderung, tief in ihrem Sinne und so ächt satyrisch in der Ausführung (aber auch in so gutmüthiger Weise), gerade so leicht und einnehmend, wie die Blume, wie die Sonnenstrahlen, wie die Vögel des Frühlings! O! Dichter Andersen, dichte solche Kindermährchen!" Im Reiche der Kindheit sind sie zu Hause und auch uns alte Menschen machen sie zu frohen und guten Kindern. Niemand kann in dieser Weise so schreiben wie Sie, und spielend ein Großes in das Kleine hineinlegen, eine unendliche Bedeutung in das Begränzte und Alltägliche. Bald werde ich wieder "den grimme Ælling" vorlesen und zwar dem Freiherrn von Berzelius.

Es ist schon eine lange Zeit verflossen, seit ich nichts mehr von Ihnen geh¨rt habe. Schreiben Sie mir doch bald, wie es Ihnen ergeht und was gelehrte und literarische Freunde in Kopenhagen machen. Leben Sie froh, leben Sie grlücklich, bester Andersen, und vergessen Sie nicht, Nachricht über Ihr Leben und Glück zu ertheilen an

Ihre dankbare Freybdubd

Friederike Bremer.

Stockholm, 19. Februar 1844.

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