Dato: 14. august 1845
Fra: H.C. Andersen   Til: Carl Alexander
Sprog: tysk.

Kopenhagen 14 Aug: 1845

Mein edler Erbgroßherzog!

In den letzten Wochen bin ich viel herum geflogen, über unsere Inseln, durch Jütland, und bin jetz wieder in Kopenhagen, wo ich noch bis Mitte - September die Seebäder brauchen will. Ew: Hoheit lieber Brief ist mir auf der Reise immer nach geflogen, und traf ein in Skanderburg, grade am Festtage, da das Monument des verstorbenen Königs enthüllt wurde. Der Brief machte mir große und inniger Freude, ich dachte so herzlich und dankbar an Eure fürstliche Milde, und an Eure wahre freundlichen Sinn. Der Festtag ging recht gemüthlich, am schönsten fand ich auf dem Hügel wo das Monument steht, außerhalb der Stadt: Die ganze Landstraße bildet eine Allee mit Pechkranzen bis tief in den Wald hinein, und da wurde getantzt und gesungen, aber oben auf dem Hügel stand ich bei dem Monument, einem Granitblocke mit der Statue des verstorbene Königs, eine Arbeit von Thorvaldsen. Ein Wolke / lag über dem stillen See, und weit, weit herum über die Wälder, mehrere Meile, war, von den Bauern, auf allen Anhöhen Freudes Feuer angezündet; der Anblick war großartig und ich fühlte ein Stimmung wie in einer Kirche.

Künftigen Monath gehe ich, nach Einladung des Herzogs von Augustenburg, nach Alsen; der Herzog und die Herzoginn feiern Ihre silberne Hochzeit; von Augustenburg fliege ich in Deutschland hinein, über Oldenburg, Berlin und Dresden, und will Gott, komme ich dan zur Weinachten oder Neujahr nach das liebe Weimar, zu Euch, mein innig geliebter Erbgroßherzog; das Herz klopft wenn ich daran denke; doch früher schreibe ich an Ew: Hoheit, ich schreibe aus Holstein, aus Oldenburg, und sage auch wo die Briefe mich treffen; ich bitte daß alle Briefe, bis weiter [soll heißen: bis auf weiteres], nach Kopenhagen gehen mögen mit die Adresse der Conferentzrath, Großkreutz & Collin, er weiß immer am bestimtesten wo ich verweile. Mein Portræt in sehr gelungene Kupferstech, aus dem danischen "Pantheon", bringe ich mit für Ew: Hoheit; ich darf es wohl?

Für einige Tage war ich bey der verwittweten Königinn eingeladen, sie sprach mit vieler Liebe und Innigkeit von Eurer Hoheit geistreicher Mutter, und hat mir [eingefügt: mir] Gruß und herzliche Worte mitgegeben. Die gute, alte / Königinn war heiter und liebenswürdig; die Tochter, Herzoginn von Glücksburg war bei ihr in Besuch, sie ist jetzt nach das sommerschöne Bregentved gegangen.

Ich freue mich so, daß ich nach Deutschland wiederkomme, daß ich Ew: Hoheit und die gnädigen liebenswürdigen Gemallinn sehen soll, daß ich den kleine Prinzen grüßen soll und auch das liebe Weimar im Winter auffassen können. Von da an gehe ich entweder nach Spanien oder das dritte Mal nach Italien.

Neue Lieder, neue Mährchen bringe ich mit, aber das schönste Mährchen für mich ist, daß ich Euch mein Erbgroßherzog wiedersehen soll. Leben Sie heiter und glücklich! bringen Sie Eurer Gemalinn und die hohen fürstlichen Eltern meinen erfurchtsvollen Gruß. Eure treuer inniger ergebener H.C. Andersen

Tekst fra: Ivy York Möller-Christensen