Dato: 14. januar 1846
Fra: H.C. Andersen   Til: Carolina, Lina von Eisendecher
Sprog: tysk.

Weimar 14 Januar 1846

Liebe Frau von Eisendecher!

Meinen innigsten Danck für das letzte Brief, für die Grußen, für alles Gutes und Schönes! Das neue Jahr ist aufgegangen, schön wie ein Mährchen, das voriges Jahr war auch reich und glücklich; mir ist die Wellt und die Menschen gar zu gut, ich konnte bisweilen Lust haben den Herr-Gott an meine Brust zu drücken! Sylvester-Aben bin ich bei die Lind gewesen, sie hatte für mich ein Weinachts-Baum angesteckt, wir saßen beide da wie frohe Kinder, jetz komt sie nach Weimar, singt die Norma und die Nachtwandlerinn, es gibt schöne Zeiten!

Wenn ich doch alle meine Gefühle, alle die Sonnenstrahlen des Lebens auf Papier bringen konnte, das wollte ein schönes Lied, em bluhendes Bild werden. /

Die Prindsessinn von Preußen ist ein edles, geistvolles Weib, sie hat mich sehr &angesprochen, drei Mal bin ich bei Ihnen gewesen, ich glaube sie ist mir sehr gut; sie hat mir ein schönes Album geschenckt. Ihr Schloß steht darinn; der König und die Königinn haben mir, in der Stadt, zur Tafel eingeladen und auch nach Potsdam, da habe ich »Tannenbaum«, »Kreisel und Bal«, »häsliche junge Ente« und »Der Schweinehirt«, dem König vorgelesen, er war sehr heiter und gnädig, es war in einem sehr engen Kreis, und der König, die Königinn, Humboldt, zwei Kammerherrn und zwei Hofdamen waren da. /

Die Gemalin Fürst Ratzewill ist mir sehr gut und liebevoll gewesen, ich war da zweimal eingeladen und fühlte mich recht heimisch; ach wie bin ich herum gewesen bei Tieck, bei Rauch, Savigny, Graf Bohlen, Schlessinger, dem dänischen Gesant, Jenny Lind, Freulein Frohmann, Olfers - ja es wird einen Statskalender werden, sollte ich alle die Namen aufschreiben bei wem ich mehrmahls gewesen bin; beinahe war ich wie tod, ich sehnte nach dem Eisenbahn, ich sehnte nach Ruhe, nach meine eigene Geselschaft. /

Vorige Woche kam ich hieher und wohne bei dem lieben Hr von Beaulieu, er laß Sie vielmahl Grüßen, aber fragt warum er gar so lange, keinen Briefbekommen habe. Ich kam nach Weimar des Abends, und augenblichlieh ging ich auf Ball und begrüßte da die hohen Herschaften und meine Bekannten; der edle, gute, Erbgroßherzog kamm mir entgegen, drückte mir die beiden Hände und sagte »es ist mir eigentlich nicht recht, daß wir uns hier erstemahl begegnen, ich kann sie nicht so empfangen wie ich wolte! « - Der nächste Morgen kam ich zu ihm, er drückte mich ans Herz, drückte seine Wangen an die meinigen, sagte das wir immer theure ware Freunde bleiben müßte, 0 er ist so herzensgut! Ich bin schon bei ihm und auch bei die Eltern zwei Mahl gewesen, aber es war mich so komisch das ich mit Degen auftreten mußte, ein dreieckiger Hut steht mir gut, ich glaube ich konnte ein sehr schöner General werden. /

Bei dieser Gelegenheit denke ich daran, ich habe ein Orden bekommen, der rothe Adler, dritter Klasse, der KÖhig von Preußen hat mir zum Ritter gemacht. Es macht mir Freude, es ist mein erster Orden, jetz bin ich ja durch ein Band mit dem lieben Deutschland verbunden: Verstehen Sie! Grüßen Sie den Hern Hofrath, die lieben Kinder und alle Freunde, nach 22 ten gehe ich nach Dresden, dann nach Wien, schreiben sie immer postrestante, entweder nach Dresden oder nach Wien. Wie geht's Mosen, Mayer, Frau von Gall &c - Es thut mir leid daß ich gar nicht der Baron von Gall begegnet habe; aber wir sahen uns einmahl in Oldenburg; die Eltern und der Bruder in Bremen, so wie die Fräulein Berck tausend Grüßen,

Ihre innig ergebener, danckbarer Freund:

H. C. Andersen.

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