Dato: 1. marts 1846
Fra: H.C. Andersen   Til: Carl Alexander
Sprog: tysk.

Dresden 1 Martz 1846.

Mein lieber, lieber, edler Erbgroßherzog! Danck für Ihren Brief! ich habe ihn gelesen und immer gelesen! O wie viel Liebe und Sonnenschein kann mann doch in ein Stück Papier hineinlegen. Ich habe wahre Heimweh nach Weimar. Jeden Tag fühle ich wie innig ich Sie liebe, wie fest mein Herz Eurer Königl: Hoheit festgewachsen. Die ersten Tage in Leipzig konnte ich mich gar nicht finden, es war befremd, obschon Alle kamen mir freundlich entgegen. "sind Sie nicht zufrieden mit Leipzig?" fragte mann, und ich mußte ja sagen, aber bekenne, ich sehnte mich nach Weimar, und wenn ich dann meine Verehrung, meine Liebe für Sie aussprach, verstand mann mich. Sonst sind schöne Tagen da vergangen; Mendelsohn spielte ein Abend für mich und arangirte im Gewandthause ein ganz ausgezeichnetes Konsert; eine von die schönsten Frauen schickte mir als Morgengruß einen schönen Strauß von Veilchen, meine buchhändlerische Geschäfte mit der gesammt-Ausgabe meiner Schriften arangirte sich vortheilhaftig für mich. Leipzig hat mir viel Freude gebracht, aber Leipzig ist doch nicht Weimar; mein Herz ist voll davon! - In Dresden fandt ich Eurer Hoheit liebe Brief, und die war mir wie ein Zauber-Formular für die nachfolgenden schönen Tagen; alle Hauser stehen mir offen; freundlichen Augen sehen mich an, ich bin doch wahrlich ein Glückskind! - Der Theater-Intendant hat mir für jeden Abend Platz in seiner Loge angeboten, der König hat mich gnädigst angesagt; ich war gestern bei der koniglichen Familie; Prinz Johan[n], seine Gemalinn und sieben hübschen Kinder waren da. /

Die Kleinste kannte schon meine Mährchen und guckten mir so freundlich an; es war mir gans heimisch da, wie im lieben Weimar. Die Königinn fragte ob ich einen Brief an die Zwillingschwester in [gestr.: Berlin Wien haben wollte, und ich bekomme ihn Morgen. Bei die holsteinische]n Prindzessin habe ich Bekannschaft gemacht mit dem Minister Falkenstein, er hat mich sehr angesprochen, und ich glaube eben dadurch, daß er so liebevoll sprach von Ihnen mein lieber hoher Freund. Ich will daß alle Menschen Sie verstehen soll und lieben wie ich. Unsere Freundinn hat mir aus Berlin geschrieben, sie ist, wie ich, voll von Weimar und die Herzen da; ich gebe hier eine wortliche Uebersetzung von dem was Sie an mich geschrieben habe, Sie weis, naturlich nichts davon, aber wie kann ich Ihnen besser ihre Innigkeit zeigen als durch ein Blick in der Brief, und für Eurer K: Hoheit liegt jetzt mein [soll heißen: ihr] Herz und das meinige immer ganz offen.

Sie schreibt:

" - Wenn Sie unseren hohen Freunde schreiben, sagen Sie ihm, wenn Sie von mir sprechen, so lange ich lebe, werde ich die Errinnerung festhalten von die wenigen Tagen die ich in Weimar verlebte, und ich kann auf mein Gewißen versichern daß ich ein solcher Seelenfrieden, eine solche reine innere Freude, noch an keinen Orte empfunden habe, und doch bin ich überall so freundlich aufgenommen! ich liebe die hohen Personen, und wie Sie sagten, mein bruderlicher Freund, ich sehe die Sterne nicht in den Juwelen die sie tragen, sondern in den ächten Herzen selbst! ich bin ganz und gar begeistert wenn ich an diese Menschen denke! Gottes Friede / ueber sie und ihre Nachkommen" -

Prag 5 Martz 1846. Der Kaiserliche Hoheit Erzherzog Stephan hat mich gnädigst angesagt heute; ich gehe um 6 Uhr auf den Eisenbahn nach Wien. Darf ich in Wien ein Brief post restante erwarten! ich bleibe da 14 Tage. - In tiefer Erfurch bringe ich meine Gruß an die Hohen Eltern, an die edle Frau Erbgroßherzoginn. Ich habe wahre Heimweh nach Eer: Konigl: Hoheit! Gott segne Sie! ewig und immer Eer: Konigl: Hoheit treu, ergebener

H.C. Andersen

Tekst fra: Ivy York Möller-Christensen