Dato: 5. oktober 1846
Fra: Carl Alexander   Til: H.C. Andersen
Sprog: tysk.

29 Carl Alexander an Andersen

Ettersburg den 5 October 46

Was werden Sie, mein Bester, wohl von mir denken, daß ich den 5 October herbeikommen ließ um Ihren Brief von dem 14 September zu beantworten? Ich weiß es nicht, laßen Sie mich indessen denken, es sey nichts böses. Allerdings ist ist der Schein gegen mich, indessen hören Sie ehe Sie richten. Ihren Brief erhielt ich erst in Ettersburg, denn bei der schlechten Postverbindung in Schlesien langte er dort, Gott weiß wie lange nach meiner Abreise an. In Ettersburg und Weimar blieb ich aber nur 5 - 6 Tage um die Großfürstinn, meine Cousine zu sehen, dann fuhr und dampfte ich wieder ganz den nemlichen Weg zurück den ich gekommen, weil die manoeuvres mich nach Sachsen und nach Schlesien riefen. Sie werden mir schmälen und haben Recht, denn der Bewegung war genug, allein Sie werden sich mit mir freuen wenn ich Ihnen sage, daß sie mir, Gott sey Dank, recht gut bekommen ist. Aus dem Schlachtengetümmel bin ich nun seit wenigen Tagen erst wieder heimgekehrt; Ihnen gehört eine meiner / ersten freien Stunden um Ihnen den aufrichtigen Dank meines Herzens für Ihre freundlichen Zeilen aus leipzig darzubringen. Wie tief Sie mich rühren und wie aufrichtig Sie mich durch die neuen Beweiße Ihrer Freundschaft erfreuen vermag sich kaum auszudrücken, denn das wahre Gefühl fühlt mehr als es aussprechen kann. Die Conversationen, deren Sie gedenken, sind auch in meinem Gedächtniß als solche Momente lebend wo die Seele gleichsam aus ihrer Hülle heraustritt und frei verhandelt mit der ihr nahen. Sein Sie versichert daß es stets mein sehr aufrichtiges und herzliches Streben sein wird Ihnen zu beweißen, daß Sie mir vertrauen können, daß Sie Sich in mir nicht verrechnen. Halten Sie diese Ueberzeugung fest. - Ihr Leiden habe ich Ihnen angesehen; nehmen Sie Sich in Acht, die jetzige Temperatur ist gefährlich, namentlich für Nerven-leidende. Die Gfinn Redern liegt am Nerverfieber hart darnieder. Wir wollen uns gegenseitig versprechen uns zu hüten und dabei aneinander denken. - Ihre Sorge um mich rührt mich, Ihre Bitten und Vorstellungen sollen nicht umsonst sein. Glauben Sie mir nur daß das bisweilen wilde leben, das ich führe, nicht so sehr mein Geschmack ist als man glaubt, oftmals / ist es die Nothwendigkeit der Verhältniße der ich mich beugen muß, öfters noch der Vergleich mit - ich gestehe Ihnen offen und Ihnen allein - den Zeiten und Erinnerungen meines Großvaters, der mich antreibt. Sie verstehen mich, es (aus: ich) bedarf also keiner weiteren Erläuterung. - Meinen besten Dank für Ihre Gedichte. Den "kleinen Viggo" las ich als meine Frau meinen Sohn auf dem Schoße schaukelte, wie klang mir da Ihr Lied! Am meisten gefiel mir dies. Ihm zur Seite setze ich die "Thränen" von denen die letzte Strophe ebenso überraschend wie schön ist, denn schön und überraschend entwickeln Sie aus dem unendlichen Schmerz der Thränen-Perle, das Weltall selbst und den unendlichen Trost indem es auf das Urprincip, die Alles umfassende liebe Gottes, hinweißt. Den Werth der auf Thorwaldsen gehenden Strophen recht zu fühlen, hätte ich mit in der Gesellschaft derjenigen sein müssen deren Gefühle Sie Worte gaben. Doch das Schöne fühlt sich auch nach, so begreife ich das Passende Ihrer Dichtung! - Ich warte mit Neugierde auf Ihre Biographie. Ich werde mit Freude das Bild betrachten was Sie treu nennen. - Ich will Ihnen doch erzählen, daß ich neuerdings ein Paar recht interessante Bekanntschaften gemacht habe, es ist die des Kronprinzen von Schweden und seines Bruders, des Herzogs / von Upland. Wir lernten uns in Schlesien kennen und reisten miteinander nach Dresden. Der Kronprinz hat einen frischen

(aus: Der frische Geist des Kprinzen) Geist, dem viele Phantasie und eine gewiße (aus: ein gewißer) Poesie viel Interessantes giebt. Er hat ein gutes Herz glaube ich und einen klugen Verstand, der noch recht fein werden kann. Seinen Bruder halte ich für nicht weniger gut, er hat ein entschiedenes Talent für Musik, worinnen er excellirt. - Ich habe mich über Schweden unterrichtet und viel an den Gota-Canal gedacht und an die Reise über die Seen, von der wir so oft sprachen. -

- Für heute leben Sie wohl, mein lieber und Bester. Es regnet, es ist grau und düster, mich könnte es traurig und düster machen, doch bin ich umringt von Geschäften und Büchern, tausend Pläne kreuzen sich in meinem Kopf und ich schreibe an Sie, Sie sehen also wohl ein daß meine Seele nicht einen Spiegel für das Wetter abgeben kann. - Graf Beust grüßt Sie, meine Frau nicht weniger. - Adieu, gedenken Sie in liebe

Ihres aufrichtig ergebenen CA

Tekst fra: Ivy York Möller-Christensen