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Dato: 23. oktober 1846
Fra: H.C. Andersen   Til: Carolina, Lina von Eisendecher
Sprog: tysk.

Kopenhagen 23 October 1846.

Liebe Frau von Eisendecher!

Heute bin ich schon acht Tage in Kopenhagen; jeden Tag, jede Stunde habe ich an Sie und die Ihrigen gedacht, aber Vesitten, Audienzen bei die hohen Herschaften, Fremden, mich empfolen, die ich herumführen musste und endlich Zahnschmerz im höchsten Grade, haben mir nicht vergönt dass ich schreiben konnte; wie oft, wie innig, sind sie Alle in meinen Gedanken, auch die süßen Kinder, meine kleine, niedliche Gustave und mein Freund Tuck! In meiner Stube des Abends und des Morgens sagen keine Kinder mir "gute Nacht" oder bauen Städte und Brücken; erzählen Sie den Kleinen wie ich dencke an sie; erzählen Sie auch den Grossen das nehmliche! wie schön, wenn man mit den Gedanken fliegen konnte, da komm ich nach "Gartenstraße", bei Ihnen, bei Beaulieus, ach grüssen Sie Alexander und Edmond, die lieben, theuren Freunde! Jetzt bin ich so ziemlich wohl, kan recht gut herumlaufen; entweder hat die See oder die Seekrankheit geholfen, oder auch es ist die frische Luft durch welche ich bin wie geheilt und gestärkt. In Bremen verweilte ich beinahe zwei Tage; wie schön und heiter, die Stunden da sind vergangen, wissen Sie schon! Die vortrefliche Frau Mutter, der Vater und die Brüder, waren mir Alle so herzlich gut. - Viele Leute habe ich da kennen gelernt, leider nicht Otto Müller, er kam gar nicht des Abends, Manteln und Hüte haben ihm verscheut. Vier Tage war ich bei Freunde in Hamburg und ging dann auf die Eisenbahn nach Kiel; kein politisches Wort hörte ich da, und herzlich und freundlich war ich aufgenommen; schon auf der Eisenbahn, fühlte ich mich ganz heiter gestimmt, die Holsteiner sprachen mit freundlich an, ein Gutsbesitzer, dessen Bekanntschaft ich auf der Eisenbahn eben machte lud mich ein ihn ein Paar Tage zu besuchen, und in Kiel verweilte ich zwei Tage; ich hätte hieher keine Bekannte da, aber jetzt ist der dänische Dichter, Professor Hauch da angestellt, und ich glaube recht freundlich aufgenommen, er erzählte mich, dass ich mehrere Freunde in Kiel hatte, und durch ihm war ich bei einem von den Professoren eingeladen; da traf ich mit einer Mänge der Gelehrten und auch der Politiker zusammen, ich erwartete, dass der Abend gar nicht ohne Politik hingehen wollte, aber, ich war ganz heimisch, kein Wort von Politik war gesprochen, der Abend ging so heiter und schön, meine Gesundtheit ward ausgebracht, freundlich und poetisch war die Rede und Alle sahen mir so gut und wohlwollend an. -

Es war meine Absicht über Land nach Kopenhagen zu gehen, denn das Dampschiff Christian der Achte ging schon Sontag, aber ich kamm doch ueber die Ostsee nach Kopenhagen. Die Landgräffinn, Schwester des Königs, ging mit Gemal und Kinder; auch der Prinds Christian von Glücksburg war da; das königliche Dampschiff Hekla kam um die hohen Herschaften zu dienen, es ist ein schönes Schiff, die Frau Landgräffinn war so gnädig dass ich mit gehen konnte, ich bekam des Kapitänes eignes Zimmer und Bett, besseres konnte es nicht sein; aber das Wetter war sehr schlecht, ja bedenken Sie nur, zwei Tage sind wir, von Kiel nach Kopenhagen, zur See gewesen. Den ersten Abend lagen wir, Nebel und Regen wollte es so, vor Kielerbucht, aber die See war ruhig, wir führten Salon-Leben, tranken Thee und sprachen mit einandern darunten, die Matrosen sangen vierstimmige Lieder, und in der Nacht habe ich gut geschlafen, aber gegen Morgen fing es an zu stürmen und wir konnten nicht Kopenhagen erreichen aber lagen zwischen "Amager" und die kleinen Inseln noch eine Nacht; Alles schwankte, Wind und Wellen spielten, wir waren beinahe Alle seekrank, ich lag elend und jammervoll.-

Collins Familie war auf der Zollbude, obschon früh des Morgens. In drei Tage, Morgen und Abend gingen die treuen lieben Freunde und Freundinnen da hinaus, selbst der Vater, der alte Konferenzrath Collin, war da gewesen, war auch da des Morgens; o mein Gott wie glücklich bin ich, wie viele innige und wahre Freunde hat der Herr Gott mir mich (wie Sie wollen) gegeben. Es war ein Empfang, so innig, so treu! O ich kann weinen wenn ich dencke daran! - In Dänemark, in Deutschland ist gut, ist schön, mein Herz ist voll von Liebe für Alle, Alle! - Ich bin gar zu glücklich! - Grüßen Sie den lieben Hern Hofrath, ich will es nie vergessen, dass er den letzten Morgen kam in die Stube hinein, dass er so früh aufstehen wollte; auch Alexander sah ich, er kam nach d: Posthaus eben da der Wagen rollte davon. -

Aus England habe ich herliche Nachrichten, des Dichters Bazar ist jetzt auch da erschienen und mit ausserordentlich Beifall aufgenommen, ich und meine Schriften werden auf einen gar zu hohen Platz gestellt; lesen Sie doch die Kritikken, ich glaube beinahe das Deutschland, mein liebes beschützendes Land noch nicht so was gesagt habe, - ja, ich konnte eitel werden, aber - - ich habe, hoffe ich, nicht immer "Stahr" Staar für meine Fehler, verstehen Sie das? es soll ein Witz sein, aber möchlich nur in meinem Deutsch! -

Wenn ich dencke an die schönen Tagen in Deutschland an das häusliche Leben in Oldenburg werde ich weich am Herzen; wie sind die Menschen mir doch gut, wie viele wahre Freunde habe ich vor Tausenden. Gott weiss wenn ich komme wieder nach Oldenburg; geht es, da dencke ich daran, künftigen Herbst England zu besuchen und dann ein Paar Wintermonate in Deutschland zu verweilen. Grüssen Sie Mayer, ich hoffe er schickt mich seinen Aufsatz in Tübinger-Journal; auch bey Mosen wünsche ich in freundliche Erinnerung gebracht zu werden. Erzählen Sie mir wie es später ging mit der neuen Schauspielerinn, und den Abend, nach meiner Abreise da Rötscher und Mosens kommen sollte. -

Auch bei dem Grossherzoge, der Herzoginn, Frau von Scharnhorst und Alle die mich gnädig und freundlich sind am Hoffe, bitte ich Sie wollen mir in Erinnerung ruffen, und nun lebewohl! Schreiben Sie bald und an Konferenzrath Collin adressirt,

Ihre innig ergebener

H. C. Andersen

N .S.: Brief und Geldt an Hern Berlin habe ich selbst abgegeben, so auch an Jerndorffs Bruder.

Tekst fra: Hans Christian Andersen / Lina von Eisendecher. Briefwechsel