Dato: 16. april 1847
Fra: H.C. Andersen   Til: Wilhelm von Eisendecher
Sprog: tysk.

[Kopenhagen,16.4.1847]

Lieber, theurer Hr von Eisendecher!

Ihren Brief, den einzigen denn ich noch von Ihnen empfangen I habe, hat mich mit Freude erfüllt! Alles was Sie über »Das Mährchen meines Lebens« sagen, weiß ich vom Herzen und nach Ihrer wahrer Gefühle ausgesprochen ist. Der gnädige Gruß vom Großherzog und Alles was aus dem lieben Oldenburg kommt, macht mir Freude. Zu Hause habe ich, obwohl nicht körperlich wohl, immer nerveus, einen sehr schönen Winter zugebracht; der König und die Königinn sind mir beide außerordenlich gnädig gewesen. Der König hat meine Selbstbiographie gelesen, sie hat ihm und der Königinn sehr angesprochen, und vielleich deswegen, ist die Güte Seiner Majestäten so groß geworden. In diesem Winter bin ich zum ersten Mahl in der Statt zur Taffel angesagt, ich bin zu Hofconcerten eingeladen gewesen, und das ist für einen Einheimischer (nicht für ein Ausländer) etwas nicht gewöhnliches. Die Königinn hat ein hübsches Gedicht, über Poesi, in meinen Album hinein geschrieben, und der König selbst hat auch auf einen Blat derselben geschrieben: (dänisch)

»Durch sein wohlangewentetes Talent sich selbst eine ehrenvolle Stellung zu verschaffen ist besser als Gunst und Gabe, diese Zeilen wollen Sie erinnern an Ihren

wohlwollender

Christian R. «

Ich kann nicht besser in Uebersetzung die Worthe wiedergeben; die sind nur für Sie und Ihre Frau Gemahlinn; aber, nicht wahr, das ist schön von einem König geschrieben, und liebenswürdig, daß er es an mich geschrieben habe. Er ist so gut, so edel, ein geistvoller Mann; ich liebe ihm auserordenlich!

Einladungen in allen Kreisen habe ich genug, aber ich bin sehr viel zu Hause, habe doch nicht viel gemacht; nur eine dänische Ausgabe meiner Gedichte besorgt, und dann fünf neue Mährchen, herausgegeben: d: alte Strasen-Lanterne, die Nachbarn, die Stopfnadel, der Schatten, und »Kleine Tuk«. Der Buchhandlung hat 2000 Exemplarer drucken lassen, bedenken Sie wie viel im kleinen Dänemark; und die Bücher gehen ab.

Unsere Ausstellung (Gemählde und Statuen) hat sehr Vieles und Interessantes, dieses Jahr; schöne Seegemählde von Melby, interessante Genre-Stücken von Schleisner und Monies. Je richaus Gruppe: Herkules und Hebe ist auch aufgestellt.

In den letzten Wochen bin ich gräßlich mit Zahnschmerz gequällt, ach ich habe sehr gelitten, in mehren Nächten gar nicht geschlafen; jetzt ists wieder besser; die Luft ist klar, die Sonne heiß; es wird Frühling, ich muß hinaus! Bald, hoffe ich, sehen wir unß; jetzt geht es nach London über Holland und Belgien.

Die Galoschen des Glücks, die Schneeköniginn und mehrere von die Mährchen, sind jetzt in einerneuen englischen Ausgabe herausgekommen, und wenn Sie »Atheneum« lesen wollten dann sehen Sie wie erstaunlich schön die Mährchen sind aufgenommen. Ich bin gar zu glücklich!

Und nun, lieber theurer Freund, grüßen Sie alle Freunde auf das innigste und bringen Sie mir in gnädig Erinnerung bei den Hohen Herschafften, mein Herz ist voll von Dankbarkeit über al die Gnade und Güte ich habe empfangen, ich hoffe der gute, herliche Großherzog mir immer gnädig sein wird.

Leben Sie wohl und glücklich

Ihr dankbar, ergebener H. C. Andersen.

Kopenhagen 16 April 1847.

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