Dato: 28. april 1847
Fra: Carolina, Lina von Eisendecher   Til: H.C. Andersen
Sprog: tysk.

Bremen den 28 Aprill 1847

Endlich kam vor 8 Tagen Ihr Brief, lieber Andersen, er war schon recht ersehnt, doch wußte ich durch Alexander daß es Ihnen in mancher Beziehung sehr gut ginge, und so machte ich mir weiter keine Sorge; für alle Nachrichten die Gutes von Ihnen melden, tausend Dank, alle Auszeichnungen die Ihnen zu Theil werden freuen mich wie Sie ja wissen von ganzem Herzen mit. Wenn es nur mit Ihrer Gesundheit auch beßer ginge, mich ängstigt das. Ihr erster Plan, vor Ihrer Reise nach England Seebäder zu nehmen, war gewiß ein sehr vernünftiger, denn Reisen ist und bleibt doch sehr angreifend, und Ihre Nerfen bedürfen der Stärkung. Aber freilig haben Sie einmal die Reise Unruhe so ist wohl nichts dabei zu machen.

Die Aussicht Sie in diesen Sommer zu sehn freut uns ganz außerordentlich, nur denken Sie, sehe ich zu unsern größten Kummer kein Mittel wie es auf Ihrer Hinreise nach England zu machen sein wird. Wegen verschiedener häuslichen Arbeiten bin ich jetz mit den Kindern hier, und weiß auch noch garnicht wann ich nach Oldenburg zurück kehren kann, da dort im Hause alles drunter und drüber geht. Vor Juni komme ich keinesfalls zurück, und dann reisen wir wahrscheinlich gleich zur Hochzeit einer Cousine nach Frankfurt, in den drei ersten Monaten bin ich nicht im Stande Ihnen eine sichere Zeit des zu Hause seins zu bestimmen, und deshalb also mögte ich Sie sehr bitten Ihre Rückreise über Oldenburg einzurichten. Es wäre zu traurig wenn wir Sie in diesen Sommer nicht sehn sollten, aber daran will ich nicht denken, sondern fest daran glauben daß wir Sie im Herbst sehen.

Auf Ihre neuen Märchen freue ich mich unendlich, »Kleiner Tuck« entzückte die Kinder, wenn wir es nur erst hätten! Wie hübsch von Ihnen daß Sie die Kinderchen in ein Märchen brachten, ob deutsch oder dänisch, unter Ihren Händen wird Alles schön. O.Z. habe ich noch nicht, doch wird es gewiß bald kommen, da ich höre das es schon heraus, die neue Ausgabe ist so wunderhübsch, daß mich jeder Band von neuem entzückt.

Wir haben den Winter recht angenehm, wenn auch still verlebt, das Theater war leider recht schlecht, Mosen und der Intendant sind in offner Fehde, und von zwei feindlichen Häuptern läßt sich nicht viel Gutes erwarten. Fräulein Sen ger verläßt uns glücklicher Weise, sie war wirklich völlig un brauchbar. Mosen ist kränker und unliebenswürdiger wie je, wir sehn ihn sehr selten, denn da wir in allen Angelegenheiten ganz auf Seiten des Intendanten sind, so kann man mit ihm eigentlich nicht verkehren. Ich glaube kaum daß Mosen seine Stellung behalten kann, da er so gut wie unbrauchbar ist. Stahr's Geschick ist auch noch nicht entschieden, doch soll die Fanny Liebe sehr zunehmen, ich haße ihn seit seiner perfidie gegen Sie. I Im Hause Beaulieu ist große Freude über Carls Verlobung, kennen Sie denn die Braut, ich wüßte so gerne von ihr, dem Papa, der um sie zu sehn nach Weimar gereist war, scheint sie nicht übermäßig zu gefallen, auch Alexander schrieb ziemlich kühl über sie. Die Trennung von diesem ist uns recht schwer geworden, er schied auch ganz betrübt aus unserm Kreise. Das Leben wird ihn noch manchmal unsanft berühren, denn bis jetz war er von Geschick und Menschen verzogen. Ihr Brief hatte ihn ganz unendlich gefreut, er war ordentlich stolz darauf. Im Beaulieuschen Hause wird er sehr fehlen, denn er war doch einmal aller Liebling, und Edmund mit seinen vielen Launen kann ihn nicht ersetzen. Letzterer ist übrigens in diesen Winter sehr liebenswürdig gewesen, von seiner Liebe scheint er mir ganz geheilt.

In dieser Zeit wird Ihnen lieber Andersen ein Brief meines Mannes zukommen, durch ein französischen Herrn; der Profeßor David ist ein ganz feiner angenehmer Mann, und seine Vorträge recht interessant, wenn Sie etwas für ihn thun können, so geschieht uns damit ein Gefallen. Doch fürchte ich fast daß Sie schon auf Fühnen sind.

Hier läßt Sie Alles sehr schön grüßen. Jeder will von Ihnen hören, auch die gewiße junge Dame, nach der Sie sich gar nicht einmal erkunden. Vergeßen Sie nur nicht über Könige und Königinnen die andern armen Menschenkinder, die doch auch gerne in Ihrem Andenken lebten. Die Worte des Königs in Ihrem Album haben uns sehr gefallen, Sie müssen Ihnen große Freude gemacht haben. Mein Mann läßt Ihnen das Allerherzlichste sagen, er hat sich sehr über Ihren Brief gefreut, und wird auch noch selbst antworten. Am Hofe wurden Ihre Grü&ße bestens aufgenommen, und freundlich erwiedert. Der Erbgroßherzog ist seit einigen Wochen zum Besuch da. Leider ist meine Schreib zeit schon zu Ende, ich bin hier sehr in Anspruch genommen, bitte schreiben sie mir doch recht bald wie Ihre Reisepläne nun sind, ich bin sehr begierig darauf. Die Kinder lassen den »lieben guten Herren Andersen« wie die Kleine sagt sehr grüßen. Leben Sie recht wohl lieber guter Andersen.

Mit immer treu er Freundschaft

Lina von Eisendecher

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