Dato: 7. november 1847
Fra: Carolina, Lina von Eisendecher   Til: H.C. Andersen
Sprog: tysk.

Oldenburg den 7 November 1847

Recht sehr lange haben Sie von uns nichts gehört, liebster Andersen, doch war es nicht meine Schuld, wir sind nehmlich erst vor einigen Tagen von einer langen Reise zurückgekehrt, und obgleich mir Ihr Brief aus Weimar, nachgeschickt wurde fand er mich doch erst nach verschiedenen Streifereien. Wie sehr haben mich alle die guten und interessanten Nachrichten von Ihrem inneren und äußeren Leben gefreut, den besten Dank sage ich Ihnen dafür. Und wenn ich es auch sehr bedaure Sie diesen Herbst nicht mehr gesehn zu haben, so glaube ich doch auch daß Sie am besten thaten jetz wieder der Heimath zuzueilen, um dort wieder Ruhe und gleichmäßiges Leben zu finden. Ihre englischen Triumpfe erzählten schon alle Tagesblätter, doch las ich sie am liebsten in Ihren Briefen, weil sie mir da am nah esten waren. Wie beneide ich Sie um Dickens Bekanntschaft, er muß ein prächtige Mensch sein, welche Arierkennung findet er aber auch in Deutschland.

Sehr amüsirt hat mich daß man den alten Herr Hambro für Sie an ge sehn, der ist gewiß zum ersten mal im Leben für einen Poeten gehalten. Nun muß ich Ihnen aber auch erzählen wo wir gewesen sind, von hier ging es Anfang September nach Belgien, wo wir in allen bedeutenden Städten uns aufhielten, überall dachte ich wir müßten Ihnen einmal begegnen, namentlich auf den Eisenbahnen, und wie ich hernach erfahren sind Sie etwa 8 Tage vor uns denselben Weg gefahren, warum hat uns ein gütiges Geschick nicht zusammen geführt, es wäre doch himmlisch gewesen. /

Aus Belgien zurückgekehrt beschauten wir den Rhein, und die liebliche Mosel mit dem alterthümlichen Trier. Dann waren wir in Frankfurt 14 Tage bei Verwandten meines Mannes, auch dort hoffte ich immer daß Sie durchkommen würden. Alles freute sich so unendlich Sie zu sehn, namentlich waren ein paar hübsche junge,Mädchen so sehr neugierig auf Ihre Bekanntschafft. Einige von Ihnen geschriebene Gedichte die ich zufällig bei mir hatte, sind mir förmlich entwendet, wie gesagt es war eine große Schwärmerei, doch daß sind Sie schon so gewohnt, daß man es Ihnen eigentlich garnicht mehr erzählen sollte. /

Den letzten Tag bekam ich in Frankfurt Ihren Brief, woraus ich denn sah daß mein Brief nach England sie nicht mehr dort getroffen, Sie also von unserer Reise nichts wissen konnten. Nun kamen schöne Tage in Heidelberg mit dem liebenswürdigen Alexander, den wir dann mitnahmen, und mit ihm Baden, das schöne Freiburg, und den Schwarzwald mit dem berühmten Höllenthai sahen, von da ging es noch nach Würtemberg, und in Stuttgard waren wir 4 Tage bei GaUs. Das war eine schöne Zeit, Alex und ich schwärmten in allem Schönen mit recht frischem Herzen. Auch von Ihnen haben wir viel gesprochen; Alex ist jetz ganz wohl, aber leider ist sein Uebel der Art, daß man immer in Sorge sein muß, da es sich bei dem kleinsten Diätfehler wiederholen kann, er weiß das und ist sehr vorsichtig. /

Unser Rückweg führte uns über Weimar und durch das schöne Thüringen. In Weimar brachten wir einen recht behaglichen Abend bei Beaulieus zu, sie ist recht still, aber angenehm dabei. In Bremen fand ich meine Kinder, die dort bei den Großeltern gewesen waren, während unserer Abwesenheit. /

Nun sitze ich wieder in der lieben Gartenstraße, es ist hier zwar ganz gut, wie Sie wissen, aber das Herz schaut doch mit tiefer Sehnsucht nach dem Süden. Hier sind alle Zustände wie Sie sie kennen. Beaulieus sind wohl und lassenherzlichst grüßen. Aber da komme ich an eine Trauer Nachricht, die Sie gewiß auch mit Theilnahme hören werden, der liebe gute Jerndorff ist vor 8 Tagen nach langen Leiden gestorben, seine vielen Freunde werden sein Andenken treu bewahren, er war wirklich ein selten edler Mensch, und als solcher anerkannt und geliebt. Die arme Fru bleibt mit drei kleinen Kindern in einer sehr traurigen Lage zurück. Wie ich höre kehrt sie im Frühjahr nach Dänemark zurück. - Maiers lassen Ihnen auch die herzlichsten Grüße sagen, ebenso Wedderkops. - .

Nun leben Sie recht wohl lieber Andersen, schreiben Sie mir bald bitte bitte, und hoffentlich sehn wir uns im Frühjahr. Mein Mann läßt Ihnen das Herzlichste sagen, auch die Kinder grüßen.

Immer mit treu er Freundschaft

Lina v. Eisendecher.

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