Dato: 4. maj 1848
Fra: H.C. Andersen   Til: Carl Alexander
Sprog: tysk.

60 Andersen an Carl Alexander

Kopenhagen 4 Mai 1848

Mein lieber theurer Erbgroßherzog! Sie haben an mich gedacht, mir geschrieben! etwas spät habe ich den Brief empfangen, aber wenn er auch gar nicht gekommen wäre, wüßte ich doch, daß ich in Ihrem Herzen nicht vergessen sey.

Die Bewegungen welche durch die Länder gehen, fühle ich durch die Fingerspitzen. Dänemark, meine Heimath, und Deutschland, wo so viele Menschen sind die ich liebe, stehen feindlich einander gegenüber, Eurer Konigliche Hoheit werden fühlen können, wie mich das Alles schmerzt! - Ich glaube so fest an das Edle in allen Menschen daß, wenn sie sich untereinander verstanden, dann blühte Alles in Liebe. Doch, ich wollte nicht über Poletik sprechen, sie stand mir immer als ein fremder, ferner Wolke, aber jetzt hat sie sich über ganz Europa ausgedehnt, dessen scharfe Nebel allen Gliedern durchdringt, man athmet nur Politik!

In den Zeiten der Drangsale leuchtet aber so viel / Gutes hervor, hier in Dänemark ist eine Einigkeit und Aufopferung, die überaus rührend ist. Wie stehts in Weimar? Wann begegnen wir uns, mein edler hoher Freund! - Vieleich nie? Und in dem ich dieses gedenke, kommen alle theuren Erinnerungen, jeder Stunde unseres Zusammenseins, die Innigkeit unseres Begegnung, und macht mir das Herz weich!

Danck für Ihre edle Freundschaft! Danck für alles Gutes! Gott segne und freue Sie, mein theurer, hoher Herr! Möge Ihnen dieser Gruß in die Hände kommen, Sie wollen darinn mein Herzschlag fühlen. Gott gebe bessere Zeiten! Lebewohl! Lebewohl! Eurer Königliche Hoheits herzlich ergebener H.C. Andersen

Tekst fra: Ivy York Möller-Christensen