Dato: 2. juni 1848
Fra: Heinrich Zeise   Til: H.C. Andersen
Sprog: tysk.

Lieber Herr Andersen!

In dieser wilden, aufgeregten Zeit wo zwei verwandte Nationen sich mit der grofhen Erbitterung gegenuberstehen, wo der Haß zwischen Dänen und Deutschen ein fast unheilbarer Riß zu werden scheint, nehme ich die Feder zur Hand und sende einige Zeilen ins feindliche Lager hinüber, in der Hoffnung, daß wie auch die Würfel fallen mögen, zwischen uns kein Same der Uneinigkeit aufsprieße, sondern die Liebe Alles mit ihrem Mantel bedecke.

Ich richte diese Worte nur aus der Absicht an Sie, lieber Herr Andersen, um Sie zu ersuchen, wenn Sie für einige gefangene Altonaer etwas zu thun vermögen, wodurch denselben eine Erleichterung geschieht, es nicht zu verseumen. Vielleicht wünscht der Eine oder der Andere ein Buch, durch Ihre Vermittlung konnte er es vielleicht erhalten, und Sie würden den armen Gefangenen beglücken.

Ich mache Ihnen drei Altonaer nahmhaft, Baden, Wiese und Wienbarg; der Dr. Wienbarg, läßt Sie grüßen, und jede Gefälligkeit, die Sie seinem Neffen erweisen, wird er betrachten als hätten Sie ihm dieselbe dargebracht. - Leben Sie wohl, recht wohl lieber Andersen, wir werden uns in besseren, frohern Tagen wiedersehen. Freundschaftlich

Ihr H. Zeise. Altona d. 2/6 48

Aufschrift:

S. T. Herrn H. C Andersen Wgbr. in Kopenhagen durch Giite des H. Justitzrath Freund

Tekst fra: H.C. Andersens Hus