Dato: 2. august 1848
Fra: Carl Alexander   Til: H.C. Andersen
Sprog: tysk.

63 Carl Alexander an Andersen

Wilhelmsthal d. 2 Aug. 48

Wahre Freundschaft ist wie die Natur, sie ist wahr wie diese, unverändert wie sie, unberührt von dem Getreibe der Welt. So, mein Freund, ist es mit uns, was kümmert unsere gegenseitigen Gesinnungen der Kampf der Meinungen? Haben wir uns unserer politischen Meinungen wegen geliebt? Nein warlich nicht, sondern die Sympathieen unserer Seelen, unseres Gemüthes, unserer Phantasie, sie führten uns zusammen, sie verbanden uns und sollen uns, denke ich, so Gott will, auch ferner verbinden. O versprechen Sie mir, mein lieber Freund, da die Meinungen und Ansichten der Zeit und des Tages nie, nie auf unsere Freundschaft Einflu gewinnen. Blicken Sie hinauf an den Himmel, hinauf zu den unzähligen Welten dort oben, wie kleinlich, wie erbärmlich / erscheint das Getreibe hier unten. Und um dieses Getreibe willen, sollten wir uns in unserer Freundschaft zu einander, stören lassen! Nun warlich, es ist ein Mährchen, aber ein Mährchen was Sie nicht geschrieben haben und was ich schlecht finde. Deshalb hinweg mit der Politik! und mir laßen Sie die frohe Hoffnung, da wir uns bald wiedersehen werden und Sie bald zu uns kommen. Herzlichen Dank für Ihren brief vom 16 July. - Ich begreife, da Sie in Copenhagen es nicht aushielten und sich in die Natur flüchteten. Sie ist die Trösterin, sie ist der Quell der Kraft und der Stärke. Nie mehr als jetzt, habe ich dies empfunden. Sie hat mir oft mehr als Zusprache geholfen. Es mag dies ungefähr dasselbe (über gestr.: ebenso) sein, als wenn Goethe sagt: in der Natur denke es sich am Besten, da wehe der / Geist Gottes uns an! - Ich bin gespannt auf Ihren neuen Roman. Schicken Sie mir ihn ja, selbst in der engl. Uebersetzung. Er wird mir willkommen sein, in einer Zeit wo ich fast nur Zeitungen und politische Bücher zur Hand nehme. Dennoch habe ich kürzlich ein Paar Sachen von Hoffmann gelesen, und zwar mit groem Wohlgefallen. Es ist viel Witz, Humor und eine besondere Gabe darinnen, die ich nur durch durch einen Vergleich bezeichnen kann. Er schreibt wie Breughel malte! Ist nicht dem so? - Ihrer kurzen Reiserelation folgte ich mit groem Interesse, das Schlo Basnos baute sich auf vor meinen Augen mit alterthümlich-neuer Pracht und dem jungen Ehepaar darinnen, die Einquartierung sah ich, in dem moltkischen Gut, und in der Einsamkeit auf Sorö ruhte ich mich in Gedanken mit Ihnen aus. Sie sehen / Sie malten nicht umsonst! Ich folge Ihnen durch die lüfte denn freier als die luft ist des Menschen Phantasie. - Stiller Wald umgiebt mich, ich wohne mitten auf einsamer Waldwiese, ein groer See umspühlt die nächsten Wege und schöne Berge umrahmen den Ort, wo ich seit 14 Tagen hause, jetzt mit meinen Eltern, zuerst mit meiner Frau, die von Ettbg. (Ettersburg), der Hitze wegen, hierher sich flüchtete. Ich gedenke Ihrer, mein Freund, überall, Sie thun ein Gleiches, das wei ich, weil ich es fühle, Drum auf ewig Ihr treuer Freund CA

Tekst fra: Ivy York Möller-Christensen