Dato: 8. januar 1849
Fra: Carl Alexander   Til: H.C. Andersen
Sprog: tysk.

69 Carl Alexander an Andersen

W.(eimar) d. 8 Jan. 49

Mein lieber, theuerer Freund!

Endlich ein Paar Zeilen von Ihnen! Wie karg gehen Sie mit mir um! Sonst so oft, jetzt so selten Briefe von Ihnen! Diese Schelte seien die Strafe für Ihr Stillschweigen. Statt im neuen Jahr mit Glückwünschen zu beginnen, fange ich damit an Ihr Unrecht Ihnen vorzuhalten und dieses ist groß, denn Sie schwiegen seit Monaten. Können Sie nicht schreiben, so schreiben Sie doch wenigstens daß Sie es nicht können. - Und nun meinen herzlichsten Dank für Ihren Brief vom 31 Dec. und für Ihre Glückwünsche. Ich sende Ihnen die meinigen dagegen, weithin durch die stille Mondennacht - es ist ein Uhr Morgens. - / Gott gebe uns ein gutes Jahr, wie so herzlich wünsche ich dies nach all’ den Stürmen des vergangenen. Vergessen wir indessen nicht die grünen Zweige, die zwischen ihnen emporsproßten. Sie müssen erkannt, gepflegt werden. - Ihren Roman: die beiden Baronessen habe ich

ebensowenig wie die illustrirten Mährchen erhalten, ich hätte Ihnen sonst längst schon gedankt, machen Sie aber, daß ich sie bekomme, denn man sieht gern das in unsern Händen, was man liebt und Sie wissen, das was von Ihnen kommt, mir besonders werth ist. Die Art wie Sie den Stoff zu dem Festspiel behandeln, ist eine sehr geschickte und glückliche. Sie scheinen mir vollkommen die beiden Erforderniße erreicht, die beiden Schwierigkeiten in denselben zugleich / überwunden zu haben. Die ersten sind aber: a., die Nothwendigkeit sich an die gegebene Idee zu halten, b., das Bedürfniß sich die möglichst größte Freiheit in der bewegung zu erhalten. In beiden Erfordernissen liegen aber nun wiederum die Schwierigkeiten. Sie haben durch die Interducirung der beiden Bewaffneten, der eine Dichter, der andere Künstler, das bindemittel geschickt (eingefügt: geschickt) gefunden die localität, die Verhältniße der Gegenwart (, auch) die des Augenblicks vor die Augen des Publikums zu führen und haben sich dennoch durch ein und dasselbe Mittel die Pforte zu dem unendlichen Aether geöffnet (eingefügt: ge), in der der Geist frei schweben konnte. Ich habe mit Genuß der Entwikelung diese(r) Aufgabe gefolgt und nenne sie ein kleines Meisterstück. - Käme denn die Bremer nicht ein Mal nach Deutschland - / Sein Sie so gütig sie in meinen Namen hierher, oder im Sommer nach Ettersburg einzuladen. - Ich lebe wie man eben jetzt leben kann. Das beste ist daß ich ungeheuer beschäftigt bin und mich (unberufen und Gott sey Dank) kräftig fühle und hoffend auf den höchsten Gott. Zwischendu(r)ch lese ich viel und da wären Ihre beiden baroninnen am rechten Platz, deshalb senden Sie mir sie bald.

Die herzlichsten Grüße von meinen Eltern u.meiner Frau, leben Sie herzlich wohl Ihr treuer Freund CA

Tekst fra: Ivy York Möller-Christensen