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Dato: 9. november 1849
Fra: Carl Alexander   Til: H.C. Andersen
Sprog: tysk.

76 Carl Alexander an Andersen

Weimar d. 9 Nov. 1849.

Laßen Sie mich herzlich für Ihren lieben Brief aus Kopenhagen von dem 29 Octob. danken, den ich erst vor wenig Tagen erhielt. Ihr Andenken, Ihre Freundschaft ist mir werth, dies wissen, dies fühlen Sie, nicht weniger ist es mir der Beweiß der Thätigkeit, den Sie mir durch die Erzählung der Erfolge derselben geben. Wer thätig ist, besitzt des Glückes Fundament, und wem wünschte ich nicht Glück wenn nicht Ihnen! Ihre bemerkungen über die Wichtigkeit des dramatischen Einflußes auf das Publikum / im Allgemeinen, auf das Volk im besondern ist ein Gegenstand über den ich schon oft nachgedacht habe. "Ein gutes Stück ist besser als eine schlechte Predigt" ist ein alter Satz, der, so frivol wie er erscheint, effectiv eine Wahrheit enthält. Ich habe mir oft schon gedacht, daß irgend ein Schriftsteller den Sinn dieser Wahrheit verfolgen möge und in der Absicht im Guten auf die Nation (Sie sehen ich umfasse alle Stände) zu wirken, schreibe. Wollen Sie Sich der Aufgabe unterziehen, so ist es mir doppelt lieb weil ich für Ihre Feder mich / ja besonders interessire. Die Idee die Mährchenform auf die bühne zu bringen ist gut, wenigstens für Sie, weil sie nun ein Mal Ihr Element ist. Sie ist indessen bei weitem nicht die Einzige gerade diesen Zweck zu verfolgen; das Schauspiel, - eine so echt deutsche Form, seit Iffland leider sehr vernachlässigt - ist ganz vortrefflich die Darstellung dem Leben an- und nachzupassen. - In der Mährchenform, um auf diese zurück zu kommen, hat Raimund einige recht gute Stücke geschrieben. Sie erkennen dies auch, mein lieber Freund, indem Sie mir die Characteristik / eines der Ihrigen geben, in welchem der Diamant des Geisterkönigs Ihnen vorschwebte. Wenn das Stück übersetzt ist, so bitte ich es mir aus, um es auf den deutschen bühnen einzuführen.- Die "beiden Baronessen" habe ich noch nicht gelesen, weil ich in diese(m) Herbst von Geschäften fast erdrückt worden bin - sehen Sie, da haben Sie gleich ein Sujet

zu einem neuen Stück, durch welches dem Volke die Wahrheit gesagt werden kann. Zeigen Sie das innere leben eines Fürsten, der unter Sorgen, / Nöthen, Mühseligkeiten seufzt, während er nach Außen heiter, leicht und ruhig erscheinen muß. Ein Advokat und ein Bauer würden ihn deshalb anfeinden, der Erstere weil er die Wahrheit nicht erkennen will, der Zweite weil er es nicht kann. beide würden eine Revolution zusammen machen, sie würde glücken, der Advocat würde Minister, der bauer Fürst und beide gingen unter in dem eigenen Gebräu. Nennen Sie das Stück: "Gespenster aus der Wirklichkeit" - es würde Effect machen. - Daß Sie Sich um zu / arbeiten in die Einsamkeit zurückgezogen haben, ist recht. Carlyle denke ich, sagte ein Mal: "die Einsamkeit ist die Mutter großer Thaten". Und er hat Recht. Man nennt das leben oft eine Bühne. Ist dem so, so muß man sich nothwendig in die dunkeln Winkel hinter die Coulissen zurückziehen um das zu überdenken was man draußen, auf den Brettern, zu thun und zu laßen hat. - Wohl haben Sie Recht den Tod des guten Kanzlers zu beklagen. Er ist nun denen Seelen zugesellt, die als Sterne dort oben glänzen, und deren (aus: die) Andenken er hiernieden / widmete. - Sie sprechen mir von Reiseprojecten und nennen nicht den Weg nach Weimar unter denselben! Dies ist nicht Recht. Ich reclamire meinen Theil von Ihrem leben! denn immer bleibe ich

Ihr

sehr aufrichtiger Freund

CA

Liszt ist für den Moment noch nicht in Weimar, wird aber in Kurzem erwartet.

Tekst fra: Ivy York Möller-Christensen