Dato: 28. maj 1850
Fra: Carl Alexander   Til: H.C. Andersen
Sprog: tysk.

82 Carl Alexander an Andersen

Weimar den 28 Mai 1850

Ihre Freude über meinen letzten brief, mein lieber Freund, hat mich so gerührt und Ihnen Freude zu machen liegt mir so am Herzen, daß ich sofort wieder zur Feder eile. Des Jahres gute Zeit ist wieder über uns aufgegangen; Sie geben mir den beweiß wie sehr Sie dieselbe genießen, indem Sie mit poetischer Fertigkeit das leben in der Pflanzen- und Menschenwelt schildern wie es sich um Sie her entfaltet. Fahren Sie doch ja fort dies in Ihren briefen zu thun. Sie glauben nicht welche Freude Sie mir damit machen; schildert sich doch eine von uns geliebte Seele am Meisten in der Art und Weise wie sie das leben auffaßt und die Ihrige ist wunder/bar wie Ihre Kinder, die Mährchen. - Ihren brief erhielt ich in Berlin, von wo ich vor wenig’ Stunden erst zurückgekehrt bin. Eine merkwürdige Zeit brachte ich daselbst zu. Die entgegengesetztesten Eindrücke verwebten sich zu einem Ganzen das wie ein von Thatsachen überfülltes Theaterstück in Disproportion mit seiner Dauer steht. Die Freuden innigster Intimität im Kreise meiner Schwestern und nächsten Verwandten neben dem leben in dem Gewirre von Festen, die Freude neben dem Schmerz, die Heiterkeit des lebens neben seinem Ernst, die ganze Gewalt der Contraste dieser Erde - Alles war vorhanden. Mit Recht kann ich es sagen, denn welch’ größeren Contrast kann es wohl geben als wenn man am Ende eines glänzenden Freudenfestes einen / Mord erlebt! Und so geschah es. Die letzten Klänge einer Hochzeit (in unserer) Familie in berlin, waren eben verklungen als Tags darauf auf den König von Preußen geschoßen wurde, er selbst erhielt eine Wunde am Arm. Dieser plötzliche Wechsel hatte etwas so wunderbares, daß es mir hätte (eingefügt: hätte) vorkommen können als hörte man die unmittelbare Nähe Gottes! Und wer wagte wohl an dieser zu zweifeln! Man sagt so oft: es giebt keine Wunder mehr und (jeder) Tag ist doch ein Wunder. Ich bin jetzt mit einer Angelegenheit sehr beschäftigt von der ich, so Gott will, Großes erwarte. Jährlich nemlich, am 28 August, dem Geburtstage Goethe’s soll ein oder sollen mehre Preiße für Werke der Poesie, Malerei, Sculptur, / Architectur oder Musik in Weimar von denen Männern

gegeben werden, welche in diesen Fächern in Deutschland sich auszeichnen. Die gekrönten Werke in Original oder Modell sollen in Weimar bleiben. Ich glaube, daß dieses Project gut und, so Gott will, möglich ist. Ihnen gefällt es gewiß auch. Die herzlichsten Grüße meiner Frau. O wollten Sie doch nach Ettersburg kommen! Was hat denn die Politik mit uns beiden zu schaffen. leben Sie herzlich wohl Ihr treuer Freund CA

Tekst fra: Ivy York Möller-Christensen