Dato: Marts 1852
Fra: H.C. Andersen   Til: Franz von Dingelstedt
Sprog: dansk, tysk.

Kopenhagen Frühjahr 1852

Hochgeehrter Herr Intendant!

Ich wurde froh überrascht, Ihr freundschaftliches ehrendes Schreiben zu empfangen. Als Dichter habe ich Sie lange gekannt udn geschätzt und daher war es meine Absicht, wenn ich nach Münschen, wo ich jetzt seit elf Jahren nicht gewesen bin, kommen würde, Ihnen sofort meinen Besuch abzustatten. Es ist nämlich mein Plan, so Gott will, früh im Sommer nach Tyrol zu gehen und auf dieser Reise etwa drei Wochen in München zu bleiben, wo ich vielleicht doch von einigen früheren Bekannten erinnert werden möchte. Jetzt habe ich Ihren Brief erhalten, sehr geehrter Herr, und sehe, daß ich noch einen Freund mehr in dem schönen Bayernlande habe. Ich werde sehr glücklich sein, mit Ihnen zusammen zu treffen; wir werden dann umfassender als durch Birefe über dänische dramatische Litteratur sprechen können; diese ist in der That sehr reich, daß man in Kopenhagen, wenn man es wollte, sehr gut jeden Abend während einer ganzen Saison Originalarbeiten geben könnte. So gut wie nichts ist davon übersetzt und in Deutschland bekannt, mit Ausnahme von Oehlenschläger's Tragödien, Overskou's "Fatalitäten eines Hochzeitstages" un Hertz' "König René&s Tocher"; ich werde daher, wenn Sie es wünschen, Sie auf mehrere Arbeiten aufmerkasm machen, die sicherlich würdig sein dürften, auf jeder guten Bühne zu Aufführung zu gelangen; abeer erst muß ich Ihnen ein paar unserer Componisten nennen, deren Opern es werth sind, gekannt zu werden (Die Namen wie die Titel der Stücke sind im Concept ausgelassen)

Euer Hochwohlgeboren befragen mich über Hetz' neuestes Lustspiel "Die Audienz". Ich habe besehen, daß ein Hamburger Blatt meldete, es habe großes Glück gemacht und ein neues Blatt dem Kranz dieses Dichters hinzugefügt. Diese Tirade ist in mehrere deutsche Blätter übergegangen und Ihnen sicherlich ebefalls zu Ohren gekommes; aber dies Referat ist ganz unrichtig. Das Stück ist schwach und roh und sieht diesem unsern geschmackvollen Dichter sehr wenig ähnlich. Es giebt ganz andere Arbeiten von ihm, die sich "König René&s Tochter" würdig anschließen, so z.B. - - (Ebenfalls ausgelassen). Von Hauch ist "die Ehre gewonnen und verloren" und "die Schwestern auf Kinnekule" zu nennen.

Mit Rücksicht auf meine eigenen dramatischen Arbeiten und namentlich auf meine letzte Märchenkomödie "Die Fliedermutter", welche Sie mir die Ehre erwiwesen, von mir zu verlangen, gleichviel ob übersetzt oder im Original, um es wo möglich auf das Munchener Hoftheater zu bringen, da haben Sie mir bereits dadurch eine Freude gemacht, und ich würde doppelt erfreut sein, wenn es, sie ich hoffe, ein Stückist, das sich für die süddeutsche Bühne eignet. Noch ist keine dramtische Arbeit von mir in Deutschland aufgeührt worden; ich habe dran gedacht, daß "die Fliedermutter" den Anfang machen könnte und gerade wenige Tage, bevor ich Ihren geehrten Brief empfing, schrieb ich an meinen deutschen Buchhändler, um zu veranlassen, daß diese Dichtung gut übersetzt und von Dr. Leo wieder gegegen werde, der eine geschmackvolle uebersetzung von "König René&s Tochter" geliefert hat. Ich habe nock keine Antwort erhalten, aber ich schreibe nun wieder, daß man Ihnen, Herr Intendant, das Manuscript der deutschen Uebersetzung, wie eine kleine Musikbeilage und einige Winke zur Kürzung, mögliche Veränderungen und Mittheilungen über die Leichtigkiet, womit die Schlußverwandlung durch ganz geringe Mittel sich ausführen läßt, zu senden. Wenn Herr Leo z.Z. andere Arbeiten hat, die ihn daran verhindern, mein Stück zu übersetzen, damm erfahre ich es bald und werde augenblicklich, lieber Herr Dingelstedt, Ihnen das Original senden, wenn Sie in München eine tüchtig veranlagte Person haben, die dänisch genug kennt, um es wieder geben zu können. Eine solche würde auch nothwendig sein mit Rücksicht auf die oben angeführten Arbeiten andrerer dänischer Verfasser; denn ich würde Ihnen diese nur in der Originalsprache verschaffen können. Vielleicht erfreuen Sie mich jetzt einmal mit einem Biref, und es würde mir unendliche lieb sein, wenn ich nicht bloß dazu beitragen könnte, daß die dramtische Litteratur meines Vaterlandes etwas mehr gen Süden gelangte, als dies bis jetzt der Fall ist, sonder auch daß die deutsche Bühne vom Norden einige frische Zweige erhalte. - In der Hoffnung in einigen Monaten mit Ihnen zusammen zu treffen, Ihre Hand herzlich zu drücken und recht viel über das Gute und Schöne im Norden sprechen zu können, sende ich Ihnen meinen Gruß und meinen Dank.

Ihr innigst ergebener

H. C. Andersen

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