Dato: 24. august 1852
Fra: H.C. Andersen   Til: Wilhelm von Dönniges
Sprog: tysk.

Kopenhagen, Herbst 1852.

Lieber Herr Geheimerath Dönniges!

Ich befinde mich jetzt wieder daheim auf meinen grünen Inseln und richt mich dort heimisch für den kommenden Winter ein. Mein schöner Sommertagstraum, das Reiseleben, wird wie ein lichter herrlicher Hintergrund vor mir stehen, während derx Winterzeit, ein Alpenland, wohin miene Gedanken fliegen und mit Gesang und Dichtung wiederk ommen können! Unter den schönsten Erinnerungen stehen doch die Stunden auf Staarnbeerg, wohin Sie mich führten, diese Segeltour über den See, die Wanderup auf der Insel, wo mich Ihr edler, geistreicher König so herzlich und liebenswürdig umherführte. Ich bewahre noch die Holunderblume, die er mir dort gab, und sie erzählt mir, das Ganze war mehr als ein Traum und daß die Wirklichkeit uach ihre herrlichen Märchen besitzt. Brinen Sie mich bei Ihrem herrlichen König in gnädige Erinnerung! Bald, wenn meine "Geschichten" erscheinen, sende ich diese: Sie werden sicherlich gern in meinem Namen dem König ein Exemplar überreichen? Das ist eine der Visitenkarten, die der Dichter auf den Tisch des Königs zu legen wagt. Auch Sie werden freundlichst ein ähnliches Bouquet aus meinem Dichtergarten annehmen und wenn, was ich hoffen udn glauben will, die eine oder die andre der Blumen Ihnen und Ihrer Frau Gemahlin werth erscheint, dann fliegt eine kliene Brieftraube zu mir und spricht ein freundlichs Wort. Bei dieser Gelegenheit werde ich auch an v. Dingelstedt schreiben, den ich Sie zu grüßen bitte. Ich bin neugierig zu erfahren, welche Stellung er mit Rücksicht auf "die Fliedermutter" und "Rafaella" treffen wird. Glaubt er nicht, daß diese Stücke auf der Bühne Wirkunen hervorbringen werden, dann ist es am besten, daß sie nie dort hervortreten.

Ich sende heute mit der Post an meinen Buchhändler ein Exemplar von Peer Syv's alter Ausgaben der Heldenlieder (Kjæmpeviser), bestimmt für Sie, Herr Geheimrath! Einige Schwierigkeiten wird Ihnen diese Ausgabe sicherlich bereiten, da die Sprache alterthümlich ist; aber sie ist eine der interessantesten. Ich bitte dieser einen Platz in Ihrer Büchersammlung zu gegben und sie wird Sie an mich erinnnern. - Tausend Dank für Ihre Theilnahme und Ihre freundliche Gesinnung gegen mich bei unserem kurzen Zusammensein! Bringen Sie meinen Gruß Herrn Geheimerath Thiersch, Ihrer ganzen Kinderschaar und Jedem, der sich erinnert Ihres

Ihnen herzlich ergebene

H. C. Andersen

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