Dato: 22. september 1857
Fra: H.C. Andersen   Til: Carl Alexander
Sprog: tysk.

129 Andersen an Carl Alexander

Sorö in Dänemark 22 Sept 1857.

Mein edler theurer Großherzog!

Aus voller Seele danke ich Eur: Koniglich. Hoheit für die schönen glücklichen Tagen in Weimar, für al die Güte und Herzlichkeit mit welchen Sie, hoher edler Herr, mich empfangen haben! dankerfüllt bleib immer mein Herz! Leider, seit mei(ner) Abreise von Weimar bin ich krank gewesen. Bei die Feierlichkeiten habe ich mich, wie ich schon vor mein(er) Abreise spürte, stark erkältet, krank kam ich nach Kassel, und nur langsam ging es dann über Göttingen, Hanover und Hamburg nach Kopenhagen; ich fürchtete daß es Typhus werden sollte, denn mein Kopf war wie gespaltet. Die Cholera war in Hamburg aber man sprach nicht viel davon, mehr aber wurde gesprochen von Cholera in Korsör und dahin mußte ich mit dem Dampschif; im schonsten Wetter kamen wir des Morgens gar zu früh an, un verweilten einige Stunden in der unheimliche Stadt bis der Bahnzug ging nach Kopenhagen; auch hier waren einige Cholera-Fälle, und darum wollte mein Artz, daß ich augenblicklich wieder abreisen sollte, auf dem Lande gehen , bis weiter (soll heißen: bis auf weiteres); es kam mir sehr unbeqvem, d: Konigl: Theater war aber eben geöfnet, ich habe einige Arbeiten für der Bühne, es war nöthig da zu sein, aber ich mußte fort, den eben in d: Straße wo ich wohne, kamen einige Cholera-Fälle vor. Montag ging ich (eingefügt: ich) nach den kleinen Universitets Stadt Sorö, acht Meilen von Kopenhagen, aber nur vier von Korsör; hier bin ich auf beste aufgenommen bei den alt(en) dänische Dichter: Ingemann, der Nestor der dänischen / Poeten, aber noch nicht bin ich erholt, die Erkältung will gar nicht fort, es ist mir schwer das Schreiben, und eben in einen fremden Sprache; ich schreibe gar zu schlecht aber Eur: Konigl Hoheit wollen es mit d(em) Herzen lesen, und gewiß mein(en) treu(en) Herzenschlag vernehmen; ich konnte, nach unser Abrede und mein Versprechung, es nicht länger aufschieben, Sie, mein theurer Großherzog müßen wissen wo ich bin, wie ich lebe und treibe. Freuen Sie mir bald mit einige Zeilen, welche nach Kopenhagen gehen, denn sobald mein Artz mir es erlaubt bin ich wieder da; hier in Sorö, bin ich, wie gesagt, nur vier Meilen von Korsör, auf der Eisenbahn kommen die Leite in zwei Stunden hieher, aber durch die kalte Witterung, die frische Luft dieser letzt(en) Tagen ist es dort weit besser geworden.

Ueber die Festlichkeiten in Weimar, schrieb ich schon von da aus einen Brief für einer unsern besten Zeitunge, das Geschriebene ist in mehren Zeitungen nachher abgedruckt; bald schicke ich, für das Weimarische Monatschrift, ein kleines Mährchen, deutsch, und, will es Gott schreibe ich einen langen heitern Brief, muß ich aber sterben, mein Geist, in Dank und Liebe, schweben über Euch, theurer innig geliebter hoher Herr! Der Großherzoginn, d: Kaiserliche Hoheit meine innigste ehrfurchtvoller Gruß! Gott segne und freue Euch und das weimarische Haus. Ihre Konigl: Hoheit treu ergebener

H.C. Andersen

Tekst fra: Ivy York Möller-Christensen