Dato: 15. oktober 1858
Fra: H.C. Andersen   Til: Clara Heinke
Sprog: dansk, tysk.

Meine liebe Freundin! Ich hätte Ihnen so gern schon früher geschrieben, aber in der letzten Woche habe ich mich so ungklücklich und gequält gefühlt nach einer Nachricht, die über den Schiffbruch des Dampfers Austria eingelaufen ist. Er ist verbrannt und weit draußen auf dem Atlantischen Ozean untergegangen. Eine geliebte Kindheitsfreundin von mir, Fräulein Henriette Wulff, eine Tochter des Admiarals, des byron- und Shakespeare-Übersetzers, war an Bord. Am 1. September hat sie sich nach New York eingeschifft. Sie war krank, gebrechlich von Natur, ein armes veerkrüppeltes Geschöpf, aber so schwach ihr Körper war, so stark war ihr Geist, ein feuriger, genialer Mensch mit dem reinsten, edelsten Herzen, - das las man sofort in ihren großen, klugen, blauen Augen. Sie ist mir stets wie die liebste Schwester gewesen und in meiner Jugend nicht ohne Einfluß auf meine Dichtungen. Und jetzt ist sie tot, vielleicht verbrannt auf dem wilden Weltenmeer. Haben Sie nicht die grauenvollen Berichte über das Unglück gelesen? Und wenn man sich dann diese kleine hilflose Frau vorstellt, einsam und allein, ohne Begleiter! Oh ... ich kann dies entsetzen gar nicht loswerden aus meinen Gedanken.

Was ich fürchtete, ist geschehen! Henriette Wulff ist umgekommen! Das hat mich überwältigt, das erfüllt mich mit grenzenlosem Kummer. Ich habe nichts unternehmen,nichts lesen,noch weniger schreiben können. Und ich mache mir jetzt Vorwürfe, weil ich finde, daß ich ihr im Leben nicht deutlich genug gezeigt habe, wie von Herzen lieb sie mir war! Und nun ist sie fort! Oh, wenn sie doch meine Gedanken spüren könnte, so wie Gott einen menschen hört, wenn wir zu ihm beten.

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