Dato: 14. maj 1860
Fra: H.C. Andersen   Til: Klaus Groth
Sprog: dansk, tysk.

Kopenhagen, 14.Mai 1860

Lieber Freund!

Eine starke Erkältung hat mich mehrere Wochen gequält, sonst hätte ich schon früher an Sie geschrieben; nun geht es mir besser; ich hoffe, dass ich am Monatsende meine Reise antreten kann, darum muss ich heute an Sie sehreiben!

Es hat mich sehr gefreut, dass wir uns getroffen haben, denn Sie sind genau so wie ich Sie mir auf Grund Ihrer Werke vorgestellt habe. Als ich vor ein paar Jahren Ihren "Quickborn" las, wollte ich Sie gerne kennenlernen. Das ist nun geschehen und nach unserem kurzen halbstündigen Gespräch hatte ich das Gefuhl, dass wir schon alte, bewährte Freunde waren.

Nun, Gott möge Sie, Ihr Leben lind Ihre Dichtung segnen. Es wäre schön, wenn wir uns öfter sehen könnten, persönlich und nicht nur durch die Gewalt unserer Dichtkunst. Man musste plattdeutsch lernen um Sie zu lesen. Da ist ein Liebreiz, eine Reinheit, eine Frische in Ihrer Poesie, die sonst niemand so ausdrücken kann.

Danke fur die Bücher, die sie mir geschickt haben. Es ist viel schöner, die Originalfassung zu haben, sie ist klarer und farbiger, während eine Übersetzung immer farblos erscheint! Vielen Dank fur Ihr Geschenk! Ich selbst werde Ihnen meine "Ny Eventyr og Historier", wie ich versprach, vorbeibringen. Ich hoffe, in vierzehn Tagen nach Kiel kommen zu kannen. Sollte ich nicht kommen, schicke ich das Buch an meinem Abreisetag. Es überbringt dann meine Grüß und Sie werden später von irgendeinem Ort im Ausland Briefe von mir erhalten, und ich freue mich natürlich auch über ein paar Worte von Ihnen. Wie gesagt, komme ich bei meiner Reise nicht über Kiel, so hoffe ich doch gewiss, auf meiner Rückreise vorbei zu kommen und ein paar Tage zu bleiben. Langes Übersetzung Ihrer Gedichte, die geschriebenen Blätter, die Sie mir gaben, werde ich nächste Woche, wenn ich nach Sarö komme, dort abliefern.

Herzliche und eherbietige Grüße an Ihre Frau und, wenn ich Freunde in hrem Bekanntenkreis habe, auch an jene. Diesen Brief schreibe ich in meiner Muttersprache, das ist für mich das Einfachste und Sie verstehen es! Und nun leben Sie wohl, lieber Freund! Gott möge Sie behuten und beschützen!

Ihr innerlichst hingegebener

H.C.Andersen.

Til Digteren Klaus Groth

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